Du sitzt da und redest mit mir, erzählst mir irgendetwas von Klischees über Männer und Frauen und die Männlichkeit von gesunder Ernährung. Du redest mit mir, und ich frage mich, wer diese Person eigentlich ist, mit der ich da spreche. Was hinter deinen Worten steckt. Was hinter deinen Bewegungen steckt. Was hinter deiner Mimik steckt. Was hinter deiner Stirn steckt.
Ich kenne dich kaum, verglichen mit dem, was es da alles zu kennen gibt. Wie viele Dinge tut der Mensch an einem Tag? Wie viele Dinge lässt er? Wie viele Gefühle hat der Mensch an einem Tag? Wie viele Gedanken? Wie viele Themen geistern dem Menschen an einem Tag im Kopf herum? Wie viele Ideen? Ängste? Freunden? Fantasien? Aus wie vielen Motiven handelt der Mensch an einem Tag? Aus wie vielen Überzeugungen? An einem einzigen Tag? Heute? Und wie ist das mit einer Woche? Einem Monat? Einem Jahr? Einem Lebensabschnitt?
Ich weiß nichts von dir. Du redest mit mir und ich weiß nichts. Dein Gesicht ist schön, doch ich habe keine Ahnung, wie der Mensch dahinter aussieht.
Von wem weiß ich überhaupt etwas? Wen kenne ich? – Gibt es da überhaupt jemanden? Bei einigen Menschen streife ich einen Bruchteil dessen, was sie sind, doch selbst diejenigen, die ich am besten kenne, sind so viel größer als alles, was ich je sehen könnte.
Wie könnte ein Mensch je behaupten, einen anderen zu verstehen?
Wie könnte es ein Mensch je wagen, einen anderen zu beurteilen?
Wie könnte sich ein Mensch je über einen anderen Menschen stellen?
Du redest mit mir und das alles, was du sagst und was du bist, ist nicht so simpel wie es klingt. Du bist nicht so unscheinbar, wie du immer tust. Du bist so viel mehr als das, was ich weiß. Da gibt es so viel mehr, was man nachvollziehen könnte.
Aber ich verstehe ja nicht mal mich selbst.