So kommt es mir manchmal vor.
Ich habe alles verlernt, was ich früher konnte, was mir so wichtig war. Ich konnte direkt aus meinem Herz heraus schreiben. Ich konnte direkt aus meinem Herz heraus malen. Ich konnte Menschen berühren, konnte Dinge in Worte fassen, die andere schwer zu greifen fanden. Und jetzt? Jetzt fällt es mir so schwer zu schreiben. Ich weiß nicht, was ich malen soll. Ich kaue nur Worte Fremder wider.
Dafür weiß ich jetzt, wie man politisch korrekt zitiert.
Vielleicht liegt etwas besonderes darin, Teenager zu sein. Ein Schatz, den wir als Gesellschaft völlig übersehen. Denn Teenager – so sehr sie auch zum Pathos neigen, so sehr sie sich auch für was viel Besseres halten – sie lernen so viele Dinge über die Gesellschaft und das Leben zum ersten Mal, und vieles davon lernen sie schnell und lernen sie bewusst. Sie werden vom Kind zum Erwachsenen, gehen von der einen zur anderen Denkart, und haben in diesem Stadium eine beeindruckende Schärfe in ihrem Blick auf alles, was Erwachsene angeht. Als Teenager konnte ich mit großer Klarheit und Tiefgründigkeit über Themen schreiben, über die ich heute gar nicht mehr nachdenke. Über so einfache, grundlegende Themen. Jetzt sehe ich so viel als gegeben an.
Allerdings habe ich auch viel Schrott geschrieben, bei dem sich mir heute die inneren Organe zusammenziehen. Boah, scheine ich mich für etwas unglaublich besonderes gehalten zu haben. Eieiei.
Mir ist schon klar, dass dieses „Ich habe alles verlernt“ ein normales Stadium eines jeden kreativen Menschen ist. Man kriegt gerade nichts zustande, schaut zurück auf vergangene Meisterwerke und fragt sich, ob man jemals wieder sowas Gutes hinkriegt.
Und doch frage ich mich, ob nicht auch eine Wahrheit darin verborgen liegt. Ob es nicht doch ein paar Dinge gibt, die in der Lebensphase Teenager besonders gut gehen, und die ich wirklich ein Stück weit verlernt habe. Und ob wir so als Gesellschaft Teenagern nicht unrecht tun. Ob Teenager nicht eigentlich ziemlich viel zu sagen haben und wir gut daran täten, über Arroganz und Melodramatik hinwegzusehen und
zuzuhören.