Aus der Perspektive einer 16-jährigen Tochter und Christin möchte ich in diesem Artikel teilen, was ich denke, was eine Tochter von ihren Eltern braucht. Nicht alles geht in jeder Altersklasse, aber das werdet ihr schon merken. Dieser Artikel beruht auf dem, was ich als positiv erfahren habe und auf dem, was mir gefehlt hat, sowie auch auf dem, was ich als positiv oder negativ bei anderen beobachtet habe. An alle Eltern, besonders die, die Jesus lieben: Passt gut auf.
1. Sag ihr, dass du sie liebst.
Sag: „Ich liebe dich.“ Und: „Ich bin da für dich.“ Und: „Ich will das Allerbeste für dich.“ Und: „Du bist wertvoll“. Und so weiter. Kleine Mädchen wissen das nicht von alleine. Sie müssen das hören, wieder und wieder und wieder. Sehr simpel – also machs auch. Und dann lebe es.
2. Habe Zeit nur für sie.
Die besten Erinnerungen an meine Kindheit sind vor allem die, wo Mama oder Papa mal was nur mit mir gemacht hat. Ohne meine Geschwister. Ohne den anderen Ehepartner. Mal alle elterliche Aufmerksamkeit nur auf mich. Diese Zeiten sind so unglaublich wichtig. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie wichtig. Und ich meine damit nicht: Einmal im Jahr. Ich meine oft. Wenn sie es braucht – einmal, mehrmals die Woche. Mal was Kleines wie einen Pudding zusammen essen, und mal was Großes wie zu zweit in den Zoo fahren und nachher groß Essen gehen. Dann wird sie sich geliebt, beachtet, wichtig fühlen. Und es gibt einfach keine Ausreden, die rechtfertigen, diese Zeiten auszulassen.
3. Sei da.
Ganz ernsthaft: Sei da. Sei physisch da. Nein, es ist nicht gut, regelmäßig bis spät in den Abend außer Haus zu sein. Sei aber auch psychisch da. Du musst ansprechbar sein für deine Tochter. Die Arbeit muss warten können. Der Haushalt muss warten können. Deine Sorgen, Gedanken, Themen in deinem Kopf müssen warten können. Sei in der Lage dazu, dich gedanklich auf sie zu fokussieren. Sie ist wichtiger.
4. Sei interessiert an ihrem Leben.
Glaub nicht, du kennst sie durch und durch, nur weil sie deine Tochter ist. Interessiere dich für ihre Geschichten, ihre Fragen, ihre Probleme. Sieh ihr in die Augen. Frag sie, was sie heute erlebt hat. Frag sie nach ihren Wünschen und Träumen. Höre ihr zu. Merke dir die Sachen, und komm drauf zurück. Es ist wichtig, dass du die Initiative ergreifst und fragst. Sie möchte gefragt werden. Nur, weil sie nicht von allein zu dir kommt, heißt das nicht, dass es nichts zum reden gibt. Und, auch ganz wichtig: Lerne, ihr zuzuhören, ohne sie zu beurteilen oder zu belehren. Aber – zwinge nichts auf. Zwinge sie nicht, etwas zu erzählen, wenn sie nicht will. Gib ihr die Freiheit, zu reden und zu schweigen. Biete ihr dein offenes Ohr, deine Fragen und dein Interesse an, und verurteile sie nicht, wenn sie nicht möchte.
5. Mach ihr Komplimente.
Gerade Väter haben so oft keine Ahnung, wie wichtig für das Selbstbewusstsein eines Mädchens ihre Schönheit ist. Kleine Mädchen wollen bezaubernd sein. Sag ihr, dass sie es ist. Für jede Frau ist das ihr Leben lang ein Thema. Gib ihr so viel Fundament mit, wie geht. Gibt ihr Anerkennung und Wertschätzung. Gaaanz viel. Mach ihr Komplimente für die kleinen und für die großen Dinge. Weißt du, das Versagen eines Vaters in diesem Punkt äußert sich bei ihr nicht selten in wilden Jungs-Geschichten und Minderwertigkeit. Unterschätze das nicht.
6. Bete für sie und mit ihr.
Oh ja. Big deal. Es ist eine unglaubliche Kraft in Gebet, und als Christ weißt du das. Bitte gib ihr das weiter. Als Vater oder Mutter hast du eine geistliche Vollmacht und Verantwortung für sie, das heißt du kannst in einer Weise und einer Macht für sie beten, wie das sonst keiner kann. Außerdem wirst du sie besser kennen lernen, wenn du sie beten hörst, und sie wird Jesus durch deine Beziehung zu ihm besser kennen lernen. Es wird mehr Einheit entstehen, mehr Zusammenhalt. Und überleg mal, wie unglaublich geliebt und wahrgenommen sich deine Tochter fühlt, wenn du sie fragst, wie du heute für sie beten kannst.
7. Rede mit ihr über Gott.
Lies ihr aus der Kinderbibel vor. Diskutiere mit ihr Texte und Fragen, wenn sie älter wird. Besonders, wenn du Vater bist. Du bist der geistige Kopf der Familie und du hast die Verantwortung, deinen Kindern das Wort Gottes weiterzugeben. Das steht immer und immer wieder in der Bibel. Lass es ein normales Gesprächsthema werden. Erzähl aus der Bibel, erzähl von dir, erkläre ihr die Zusammenhänge und nutze die Gelegenheiten, die so kommen, um sie zu lehren und zu trainieren. Klammer es nicht aus. Es ist ein wundervolles Gesprächsthema. Wenn man mich lässt, rede ich fast den ganzen Tag von Gott. Und für christliche Eltern ist es das Ziel, ihre Kinder zu reifen Menschen zu erziehen, die Gott lieben, oder? So macht man das.
8. Gib Fehler zu und bitte um Vergebung.
Du bist nicht perfekt, auch wenn sie das anfangs noch denkt. Lerne, deine Tochter um Vergebung zu bitten. Entschuldige dich bei ihr. Bei kleinen und bei großen Sachen. Sag: „Ich bin nicht perfekt. Das habe ich gemacht. Das war falsch, das war Sünde. Es tut mir Leid. Bitte vergib mir.“ Wenn du das nicht tust, wird sie nicht lernen, selbst um Vergebung zu bitten. Sie wird nicht lernen, was Sünde und was Vergebung ist. Sie wird auch nicht lernen, wie sie mit ihren eigenen Fehlern umgehen soll. Jedenfalls nicht von dir. Und keine Angst, es wird ihr Vertrauen in dich nicht brechen. Es wird vielmehr wachsen, weil sie merkt: „Mama oder Papa wollen mich richtig behandeln und es tut ihnen leid, wenn sie Fehler machen. Und das, wie sie vorhin zu mir waren, war wirklich nicht das, was ich verdient habe.“ Außerdem: Je mehr sie dir jetzt schon vergibt, desto weniger Bitterkeit und Schmerz sammelt sich in ihrem Herzen, was sie später mühsam abarbeiten muss.
9. Seid Eltern.
Jap. Seid nicht Freunde eurer Tochter. Seid nicht Partner euer Tochter. Seid nicht Diener oder Herren euer Tochter. Seid auch nicht einfach Hausmitbewohner. All diese Dinge habe ich beobachtet, und sie machen die Mädchen kaputt. Sie braucht euch als Eltern. Als Mama und Papa. Als die Erzieher, Versorger, Berater, Vorbilder, Bodygards, Zuhörer, Ermutiger, Tröster, Zufluchtsorte, Nachhilfegeber, Sporttrainer, Stilberater, Chauffeure, Köche, Putzkräfte … Na, ihr wisst schon. Und all das, was ich gerade aufgezählt habe, ist sie nicht für euch. Jedenfalls nicht in erster Linie. Für euch ist sie: Tochter. Geliebtes, wundervolles Mädchen, das es in Richtung einer starken, wundervollen Frau nach Gottes Herzen zu prägen gilt. Punkt.
10. Lass nicht zu, dass sie Verantwortung für dein Leben übernimmt.
Wirf ihr nicht deswegen vor, zu lange weg gewesen zu sein, weil sie dir so große Sorgen bereitet hat. Es geht nicht um deine Sorgen, sondern um ihre Sicherheit. Wirf ihr nicht vor, dich mit ihrem Ungehorsam traurig gemacht zu haben. Frag sie nicht, warum sie dir das antut, wenn sie mit dem Rauchen anfängt. Wenn es dir nicht gut geht, geh nicht zu ihr, um dich trösten zu lassen, sonst wird sie sich für dein Wohlergehen verantwortlich fühlen. Es geht nicht um dich. Lass sie nicht ihre kleinen Geschwister erziehen, das ist dein Job. Sie hat mit ihrem eigenen Leben Verantwortung genug zu tragen, wirklich. Belaste sie nicht noch mehr.
11. Arbeite an dir und an deiner Ehe.
Kinder müssen wissen, dass zwischen Mama und Papa alles in Ordnung ist. Sichere diesen Rahmen und kommuniziere das klar. An deiner Ehe zu arbeiten heißt nicht nur (zuerst) deinem Partner und (an zweiter Stelle) dir etwas Gutes zu tun, sondern auch deinen Kindern und später Enkelkindern. Und du kannst nicht an deiner Ehe arbeiten, ohne an dir zu arbeiten. Also arbeite an dir. Deine Kinder werden dir fast alles abgucken, ob gut oder schlecht. Nochmal: Arbeite an all diesen Baustellen und sieh zu, dass du ein möglichst gutes Vorbild wirst. Und dann bete, dass der heilige Geist alles richtet, was du trotzdem kaputt machst.
12. _________
Diesen Punkt musst du selber schreiben. Werde ein Vater oder eine Mutter, die seine/ihre Tochter so gut kennt, dass er/sie diese Liste aus eigener Erfahrung immer weiter fortführen kann. Lerne deine Tochter so gut kennen, dass du weißt, was ganz speziell bei ihr noch besonders wichtig ist.
Es lohnt sich, weißt du. Unterschätze nicht, wie viel positives du deiner Tochter für ihr Leben mitgeben kannst, selbst wenn es bisher nicht so geklappt hat, selbst dann, wenn es fast schon zu spät scheint. Sie ist da, du bist da und Jesus ist da – mehr braucht es nicht.
Einer der stärksten Kräfte im Menschen ist der Drang nach Bestätigung. Wir alle möchten irgendwie gelobt, geschätzt und geliebt werden. Darum: Verletze niemals den Stolz eines Menschen – und insbesondere nicht den Stolz eines Kindes.
Kinder haben einen Tatendrang, der leicht verkümmern kann. Aber auch genauso leicht jenen ihrer Eltern übertreffen kann.
Zu den schönsten Erlebnissen meiner Kindheit gehört wirklich Punkt 2. Dinge nur mit einem Elternteil unternehmen. Mitgenommen werden, weil Papa oder Mama mir etwas Grossartiges zeigen wollen. Ich kann mich noch recht gut an Dinge erinnern wie den Ausflug aufs Brienzer Rothorn mit Vater, oder einen Tierparkbesuch mit Mutter.
Punkt 8. Mein Vater war problemlos in der Lage, alles mit dem Wörtchen „Entschuldigung“ abzuhaken. Keine Reflexion, keine langen Begründungen, nichts. Hauptsache er hat sich „entschuldigt“. Immerhin bin ich diesem Beispiel nicht gefolgt.
Zu 12. gehört meiner Meinung nach vor allem:
– Jede Meinung ist wertvoll. Es gibt keine Totschlagargumente.
Auch wenn Felix unbedingt Segelflieger werden und Sarah unbedingt ein eigenes Pony haben will – am Geld scheitern viele Wünsche, und gleichzeitig ist Geld nicht das wertvollste, das man in einer Familie besitzt. „Verdien mal du dein eigenes Geld, dann darfst DU entscheiden, wohin du in die Ferien gehen willst!“ – wie schädlich das ist, brauche ich einer Sina wohl nicht zu erklären.
Man sitzt im selben Boot und man kann jeden Aufwand und jedes Geschenk, jede Mühe und alles Geld gar nicht aufteilen. Alles muss allen etwas nützen. Haben ist immer auch Teilhabe.
– Erwarte keine Dankbarkeit.
Wenn dein Kind chronisch krank ist und ein halbes Jahr am Stück in der Klinik lebt, dann ist deine Hilflosigkeit normal. Dann kannst du selber Hilfe suchen. Du kannst es zugeben, wenn dir etwas schwer fällt. Lass dich vom Lebensmut deines Kindes anstecken, auch wenn es mit Leukämie am Chemo-Tropf hängt. Es hat seine eigene Hilflosigkeit oft schon überwunden, und ist bereit, wieder eine gewisse Normalität zu geniessen.
Erwarte aber auf keinen Fall Dankbarkeit. Erwarte nicht, dass dein Kind in Zukunft aufmüpfig sein dürfte, nachdem du es jeden Tag im Krankenhaus besucht hast. Es schuldet dir nichts! Erinnere dich nicht an frühere Mühen – denn das Kind will auch nicht unbedingt an sein halbes Jahr im KH erinnert werden!
– Sei der Mensch, den du in deinem Mitmenschen sehen willst. Ein Vorbild zu sein ist deshalb so verdammt schwierig, weil Kinder vorgetäuschte Vorbildhaftigkeit sehr schnell entlarven.
– Das Alter ist kein Argument. Wenn du einem Kind unbedingt etwas ausreden willst, dann erzähle von deinen eigenen Erlebnissen und deinen Gedanken. Erkläre geduldig, warum sich diese und jene frühere Entscheidung als falsch erwiesen hatte. Erzähle von deinem eigenen Kinderkram, davon, wie dein liebstes Haustier eingeschläfert werden musste. Sei kein Held. Zieh dir kurz die Brille deines Kindes an. Antworte, ohne Witze zu reissen und ohne zu Moralisieren, auf Fragen nach gescheiterten Beziehungen, auf Fragen wegen Sex.
Wenn du dich über jüngere Menschen aufregst, dann zeigst du damit bloss, wie alt du wirklich bist. Kein Mensch wird mit Klugheit und Erfahrung geboren, aber manche Leute glauben trotzdem, dass es so sei.
– Mache keinen Unterschied zwischen den Kindern.
Es sind alle deine Kinder. Auch wenn das eine Kind während dem Scheidungskrieg für die Mutter Partei ergreift, und das andere für dich. Wie Sina oben schon im Blogbeitrag getappselt hatte: Es kommt nicht gut, wenn du der (beste) Freund deines eigenen Kindes bist. Dann hörst du auf, dein Kind zu erziehen.
– Verwechsle nie Belohnungen mit Geschenken. Nie. NIE.
Eine Belohnung soll etwas belohnen. Zum Beispiel wenn das Kind sein Zimmer selbst aufräumt, damit du nachher umso rascher staubsaugen kannst. Oder es füttert zuverlässig die Kaninchen. Oder erledigt auf dem Nachhauseweg den kleinen Einkauf.
Du musst gleichwertige Leistungen gleichwertig belohnen. Du darfst nicht sagen, Flugreisen nach Island und Südamerika seien eine Belohnung für ein erfolgreiches Studium, wenn du nicht 100%ig bereit bist, dem anderen Sohn dasselbe zu bezahlen, sobald er sein Studium abgeschlossen hat.
Ein Geschenk schenkst du, weil du selber Freude am Schenken hast. Oder weil du jemandem eine Freude bereiten willst. Oder wenn du jemanden magst, oder weil du jemanden wertvoll findest. Geschenke können völlig willkürlich sein. Auf ein Geschenk hat niemand einen Anspruch.
Es spricht ja nichts dagegen, der unkomplizierten Tochter, die schulisch gut dasteht, etwas zu schenken. Deine Freude daran, dass sie so ist, ist ja echt. Probleme kriegst du aber dann, wenn der komplizierte Sohn sich dann auch anstrengt, und sich dann auch ein „Geschenk“ verdienen könnte. Du musst dir bewusst sein, dass sowas missverstanden werden kann.
Hm. Bis auf die Sache mit dem Beten und Gott, ja, das werd ich definitiv so versuchen. Sofern ich es nicht ohnehin schon längst so mache. ;)
Eine wundervolle Anleitung.
Und dennoch muss jedes Kind am Ende (der Kindheit) irgendwann an den Punkt kommen, sich von all diesen Erwartungen frei zu machen…und wird es dann selbst einfach nur noch einmal anders oder besser handhaben wollen.
SEhr gut.
Ich würde mir vorallem wünschen, öfter ein Entschuldigung zu hören.
Oder dass er nicht immer REcht hat.
ZU unkt 12:
VErgleiche dein Kind nicht mit anderen KIndern.
Das macht deine Kinder nur kaputt. Sie werden sich ihr Leben lang ebenfalls mit anderen vergleichen und sich deshalb schlecht fühlen.
Und nochwas (wenn du das noch nicht gesagt hattest)
Lasse deinem KInd Freiraum. Schreibe ihnen nicht vor, welche Freunde sie haben sollen, dass sie nur gut in der Schule sein dürfen. Natürlich gibt es Dinge, die man verbieen muss.
Wenn man jedoch versucht, alles zu kontrollieren, dann wird aus dem KInd nie ein selbstständiger Erwachsener. Und das Kind wird nie NIE NIE NIE so sein wie du (dir das vorstellst.)
NIEMALS
Und wenn wir grad beim Thema sind:
WEnn jemand etwas doofes gesagt hat oder einen Fehler gemacht hat, reitet man besser nicht drauf rum. Denn sonst wird dein kIND UNSICHER.
DEin Kind wird dich nicht akzeptieren, wenn du immer Recht hast und dich nie entschuldigst.
Es wird dich verachten und auf keinem Fall so werden wie du