Da ist ein Junge

Kleine Gedanken eines Abends, an dem ich spät nach Hause gekommen bin und mich ganz friedlich gefühlt habe.

Da ist ein Junge.

Er und ich haben letztens zusammen eine Übung gemacht. Wir sollten etwas ausprobieren. Es war ziemlich lustig und wir haben beide etwas erkannt. Es war ein klitzekleines Erlebnis, das wir nun teilen. Vorher war da eine Aufgabenstellung, nachher war da ein „Er und Ich“.

Da ist ein Junge,

und heute hat er mich angelächelt und auf mich gewartet. Er hat gewartet, bis ich mir meine Jacke und meinen Schal und meine Mütze angezogen hatte, bis ich meine Mappe und meine Flasche in meinen Rucksack gepackt hatte, bis ich den Rucksack aufgesetzt hatte und fertig gewesen war. Dann sind wir beinahe schweigend die halbe Minute bis zu meinem Fahrrad gegangen. Ich hab mich gefragt, ob er auf mich gewartet hat, um mir noch etwas zu sagen. Aber er hat mir nur eine gute Heimfahrt gewünscht. Dann war er weg.

Da ist ein Junge,

und ich bin ein Mädchen. Mit einem Mädchenherz. Ein Mädchenherz, das ein bisschen wärmer und größer wird, einfach nur, weil da ein Junge ist, der mich anlächelt und auf mich wartet.

Ich weiß nicht, ob er etwas sagen wollte und sich nur nicht getraut hat.
Ich finde es gut, dass er nichts gesagt hat. Es gab nichts, was ich hören wollte. Es gab nichts, auf das ich antworten wollte.

Da ist ein Junge, und er hat heute mein Herz warm gemacht und wahrscheinlich keine Ahnung davon. Das ist auch gut so. Ich bin ein Mädchen, und ich bin leicht zu beeindrucken. Aber das braucht ja keiner wissen. Ich lasse mich gerne beeindrucken, und dann behalte ich es für mich.

Ich bin ein Mädchen, und jetzt gehe ich schlafen. Morgen ist ein neuer Tag.

Nicht ganz eine Liebesgeschichte

„Die beiden verdienen sich schon irgendwie gegenseitig, oder?“ – Mein Bruder

Sie:

Powerfrau. Gibt sich immer stark. Weiß immer, was sie will. Sie liebt das Geld und die Wirtschaft und ihren Vorteil daraus. Tiere findet sie viel spannender als Menschen. Andere Menschen versteht sie nicht. Oder nur sehr wenige. Die meisten sind für sie komisch und ein großes Rätsel, das es sich allerdings auch irgendwie nicht zu lösen lohnt. Sie ist ordentlich. Sehr sehr ordentlich. Ist jemand nicht ordentlich, regt sie das auf. Kommunikation? Höflich-distanziert. Manchmal so freundlich, dass es mir unmenschlich vorkommt, weil die Wärme fehlt. Gegenüber ist aus dem Raum? Die Wut kocht hoch. Wenn jemand ihre Regeln nicht einhält. Wenn jemand ihr zu nahe kommt. Wenn sie jemanden nicht versteht. Dann ist sie cholerisch und sagt Dinge viel krasser, als sie sie meint.

Er:

Gutaussehend, sportlich, nur selektiv nahbar. Ihn kennenlernen: Sehr schwierig. Spricht mit den meisten Menschen nicht. Warum, weiß nur er. Nicht so der Powertyp. Weiß nicht immer so ganz genau, was er will. Sich für etwas entscheiden und es durchziehen? Ihre große Stärke ist seine Schwäche. Ein Studium, das andere Studium, Ausbildung, und immer noch unterwegs. Ihre cholerischen Ausraster und Vernarrtheit in Tiere versinken bei ihm in stillen Wassern. Oft versteht er sie nicht. Dann guckt er mich mit einem Fragezeichen im Gesicht an. Wenn sie ihn nicht versteht, guckt sie ihr Handy an und geht ins Bett.

Sie weiß zwar oft nichts mit seinen Gedanken und Stimmungen anzufangen, aber sie hat einen Plan. Einen Plan im Kopf. Davon, wie ihr Leben weiter gehen wird. Wie es später aussehen wird. So, wie sie auch einen Plan davon hat, was wann wie geputzt werden muss und welches Geld wo landet und was ihre Aufgabe ist und wofür andere verantwortlich sind. Und er hat einen Platz in diesem Plan. Einen ganz festen. Sie weiß schon, wie er später in welcher Situation sein wird. Die Kinder, die Katzen. Wenn er in ihrer Nähe ist, ist sie aufgeregt. Das überdeckt sie mit einer Art professioneller Betriebsamkeit. Liebt sie ihn? Keine Ahnung, ob das Liebe ist. Wahrscheinlich ist es das Beste, was sie kann.

Er weiß nicht so genau, ob er das alles wirklich will. Sie. Diesen Plan. Seinen Platz in ihrem Plan. Schon jetzt richtet er sich irgendwie nicht danach. So funktioniert er eben nicht. Er sucht ihre Nähe – manchmal. Und dann auch wieder nicht. Ihre finanzielle Unabhängigkeit, sture Zielstrebigkeit – fühlt sich dem nicht gewachsen. So viel Gefühl verborgen in seinen stillen Wassern. Damit umgehen ist nicht leicht. Eine Entscheidung zu ihr treffen – irgendeine – ist ihm irgendwie unmöglich.

Nein, sie sind nicht zusammen. Keiner weiß so genau, wie das weitergehen wird. Ich habe aufgehört zu fragen. Alle haben aufgehört zu fragen. Sie zieht weg. Ihn sehe ich manchmal beim Inliner fahren. Letztens hat er mich sogar gegrüßt und es sah so aus, als würde er sich freuen, mich zu sehen.

Irgendwann in ein paar Jahren werde ich vielleicht mal nachforschen, wie es dann aussieht. Ob er sich doch für sie entschieden hat und damit vielleicht sogar glücklich ist oder ob beide dieses Kapitel abgeschlossen haben – ein Kapitel, das nicht ganz eine Liebesgeschichte geworden ist.

Ein Mädchen der Nacht

Geschrieben als Mädchen, wiedergefunden als Frau

Das Mädchen, das in jener Nacht im Gras lag und in den Anblick der Sterne versunken war, hatte überhaupt keine Angst vor der Dunkelheit. Nein, vielmehr verstand es sie als Freund, als Schutz, denn nun war es ungesehen. Es hatte ein gutes Gehör, sodass es wusste, was um es herum geschah, ohne es sehen zu müssen. Das Mädchen lag dort so selbstverständlich, wie ein Baum im Wald steht oder eine Oma Socken strickt. Es war einfach so. Das Mädchen lag dort und betrachtete Sterne.

Etwas in ihm löste sich in dieser Nacht schmerzhaft auf. Ich weiß nicht, was es war. Das Mädchen wurde danach nie wieder gesehen. Seine roten Haare und seinen Namen trug von nun an eine Frau, ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, ihm von dem Charakter und der Persönlichkeit gleichend wie eine Schwester, doch unmöglich es, denn es war ein Mädchen und sie eine Frau.

Es war ein Mädchen der Nacht gewesen und die Dunkelheit sein Freund – ein Märchen der Vergangenheit.

Du machst mich zur Schauspielerin

(Ein Text aus Juni 2015)

Deine Anwesenheit, mein Freund, macht mich zur Schauspielerin. Ich kann nichts dagegen tun.

Bist du da, weiß ich nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Wie man sich eigentlich normal verhält. Was man so redet, wenn man sich unterhält, und was man besser nicht sagt. Ich weiß nicht mehr, wohin mit meinen Händen und mit meinen Gedanken und mit meinem Blick. Es ist ganz, ganz komisch.

Ich weiß nicht, ob ich will, dass du merkst, was du mit mir machst. Also schauspielere ich „normal“. Alles ist normal mit mir und alles ist ganz normal zwischen uns. Natürlich ist es das. Was soll auch sein? Du bist ein ganz. normaler. Junge. So wie ich noch viele kennenlernen werde. Und ich kann mich ganz normal verhalten, wenn du da bist. Siehst du, wie normal das alles ist? Ganz unverdächtig.

Aber eigentlich gefällst du mir schon sehr. Ich will, das du mich toll findest. Also schauspielere ich „find-mich-toll“. Was ich glaube, das du magst, versuche ich zu sein. Was ich gut kann und für eine Stärke von mir halte, das sollst du sehen. Sieh her, was für ein tolles Mädchen ich bin, du solltest definitiv mal ein Auge auf mich werfen, was? Und siehe da, zufälligerweise habe ich gerade heute mein Lieblingsshirt an, wo ich wusste, dass wir uns sehen. Sieht das gut aus? Gefalle ich dir eigentlich? Oh, und ganz aus Versehen habe ich dich wohl gerade berührt. Und sitze neben dir. Und lache über deine Witze. Und fange deinen Blick auf.

Eigentlich will ich ja gar nicht schauspielern. Eigentlich wäre ich ganz gern einfach ich. Aber ich vergesse schlichtweg, wie das geht, wenn ich merke: Du bist im Raum. Wie ging das nochmal, das Sina-sein? Die Möglichkeit, dass du mich gerade sehen, beobachten, dir Gedanken über mich machen könntest, vernebelt mein ganzes Gehirn. Und ich hasse das.

Aber irgendwie, zum allerersten Mal in meinem Leben, macht es mich auch gleichzeitig glücklich.

Ich bin eine einsame Schauspielerin. Du bist mein ganzes Publikum. Ich spiele und spiele und hoffe, dass du mich für die Person liebst oder zu lieben beginnst, die ich hinter meinem Schauspiel bin. Es ist zum verzweifeln, dass du das vielleicht nicht tust, nie wirst, und ich das nicht beeinflussen kann. Keine Ahnung, was du denkst. Trotzdem bin ich glücklich. Trotzdem grinse ich immer wieder abgelenkt in mich hinein. Trotzdem mag ich dich wirklich sehr gern.

Deine Anwesenheit, mein Freund, macht mich zur Schauspielerin. Ich kann nichts dagegen tun.

Die Königin der Tanzfläche

In all dem pulsierenden Geschehen der Tanzfläche, dem Flirten und dem Rausch, dem Spaß und der Leichtigkeit, der Unsicherheit und dem Scham, den tanzenden Lichtern und vibrierenden Bass, zwischen all den vielen tanzenden Menschen ist die Königin.

Sie bewegt sich zur Musik, als wäre diese ein Teil von ihr. Etwas in ihr ahnt, was der DJ vorhat, wie Lieder verlaufen. Sie lebt es aus. Am Rande der Tanzfläche hat sie den Platz für sich eingenommen, den sie braucht, denn sie bewegt sich gerne, nutzt gerne ihren ganzen Körper und den ganzen Platz. Trotzdem wirkt etwas an ihr ganz ruhig. Sie ruht in sich selbst. Sie ist nicht ausgerichtet auf Menschen um sich herum – tanzt nicht um ihre Anerkennung, ihre Attraktivität, die Blicke – sondern ist ganz in der Musik, in sich, und es fühlt sich an, als wäre beides das selbe. Sie nimmt andere wahr, lächelt sie an, geht ab und zu auf Bewegungen ein, und doch wirkt etwas an ihr erhaben, erhaben über diesen Moment. Ein Moment, der ihr gehört.

Sie ist eine Königin, die Königin der Tanzfläche.

Mal wieder Geburtstagskreativität

Es soll häufiger vorkommen, dass Sina kreative statt teure Geschenke macht – was nicht nur an ihren finanziellen Verhältnissen liegt, sondern auch an ihrem Spaß an allem, wo irgendwie Herzblut und Idee drin steckt. Aufmerksamen Lesern dieses Blogs dürfte in letzter Zeit schon einmal so ein Geschenk untergekommen sein – siehe hier eine Art Geburtstagstorte.

Diesmal musste ein Geschenk her für die Freundin, die schon am allerlängsten von allen an meiner Seite ist – so eine wirklich richtig gute. Hier ein Teil von dem, womit ich sie beschert habe:

Eine Tasche für all das, was Frauen so fürs allgemeine Wunderschön-Fühlen in ihrem Gesicht auftragen

Eine Tasche für all das, was Frauen so fürs allgemeine Wunderschön-Fühlen in ihrem Gesicht auftragen. Schminke und so.

Die Tasche gekauft, gemalt selbst – gut, was?

Und wie auch schon bei der Elektro-Torte schwanke ich im Nachhinein zwischen „Boah, echt genial geworden“ und „Oh man, das war peinlich“. Das ist wahrscheinlich einfach so bei Kreativität. (Oder geht das nur mir so?)

But who cares – Happy Birthday, beste Sarah von der Welt, ich feier dich!!! Es ist ein Traum, dich an meiner Seite zu haben.

Eine entdramatisierte Liebeserklärung

Eine Antwort auf die melodramatischen Liebesfilme und Liebeslieder und Liebesromane und Liebessonstwasse der Popkultur.

Weißt du, ich glaube, ich brauche dich nicht. Nicht in dem Sinne, dass ich abhängig von dir bin. Wenn du dich jetzt auf der Stelle umdrehen und gehen und mich nie wieder sehen wollen würdest, wäre ich wahrscheinlich ziemlich traurig, enttäuscht, vielleicht auch wütend. Ich müsste vermutlich ein paar Tage (oder auch Wochen) damit zubringen, meinen Selbstwert wieder aus dem Keller zu zerren, aber auch das würde ich überleben. Ja, ich glaube, ich könnte danach sogar ein ganz wunderbares Leben haben. Ich würde andere Männer kennen lernen und vielleicht einen fürs Leben, der nicht du bist.

Und nein, du bist nicht der eine fehlende Teil von mir auf dieser Welt, der mich erst zu einem ganzen Menschen macht. You don’t complete me. Auch als Single zähle ich schon voll, bin ich schon ganz. Ich verspreche mir von dir kein ewiges Glück. Wie unmenschlich, diese Erwartungshaltung an jemanden anzusetzen. Du wirst nicht alles ausfüllen, was in mir manchmal einsam und leer ist, auch wenn sich das vielleicht ein paar verliebte Monate lang so anfühlt. Genauso wenig werde ich es schaffen, dein Leben dauerhaft bunt und leicht zu machen. Das kann ich nicht. Ich bin ja einfach nur ich.

Es ist etwas ganz anderes, von dem ich reden möchte. Nicht das brauchen, verzehren, vervollständigen.

Ich rede davon, dass ich dich liebe.

Ich liebe das Spiel deiner Mimik. Ehrlich, darin kann ich mich verlieren. Vor allem dein Lachen mag ich. Du lachst so gerne, und ich liebe das. Auch, worüber du alles lachen kannst. Das ist wie eine neue Welt, die ich so vorher noch nicht kannte. Und ich lasse sie mir gerne von dir zeigen. Komisch, so etwas über einen Mann zu sagen, aber du bist so … schön. Man, sehen manche Männer verboten gut aus, und du ganz besonders. Wie soll man sich denn da normal benehmen?

Ap­ro­pos normal: Normal bist du sicher nicht. Du faszinierst mich. Du faszinierst mich, weil du so anders bist als ich und doch wieder so ähnlich. Mit dir zu reden, bei dir zu sein, das ist einfach alles andere als langweilig. Ich könnte dir Stunden zuhören, Stunden und Tage, und wenn ich ehrlich bin, würde ich das auch gerne mal machen. So dauerhaft, meine ich. Jeden Tag. Ich wünsche mir, Tag für Tag die Frau an deiner Seite zu sein. Die eine, die du wunderschön und bezaubernd und die deine nennst. Die eine, mit der du auf Abenteuerreisen gehst. Die treu zu dir steht. Mit dir kann ich so viel Spaß haben, und ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn das an Regelmäßigkeit zunimmt.

Auch so Berührungen. Immer nur Zufall und Hallo-Tschüss-Umarmungen – ich finde, das hat Ausbaupotential. Viel Ausbaupotential. Es reicht schon, dass man in Bildergalerien die Schönheit nicht berühren darf, da will ich das doch wenigstens bei dir dürfen. „Wenigstens“ ist gut. Das wäre etwas unfassbar Großes für mich.

Du darfst mich übrigens auch häufiger mal ansehen. So ganz direkt. Ich mag das echt gern, wenn dein Blick auf mir ruht. Ich liebe das, wer ich in deinen Augen bin. Genau die will ich sein. Weißt du, dein Leben und mein Leben, das könnte ruhig ein kleines bisschen mehr unser Leben werden. Ein kleines bisschen viel mehr. Du bist so wundervoll. Mehr von dir bei mir, das wäre ein Traum. Und andersrum wäre es ein Grund für eine unvergleichliche Party in meinem Herzen, wenn du dir auch mehr von mir bei dir wünschst.

Weißt du, das ist das, wovon ich rede. Von dir. Ich liebe dich.

Sofern diesbezüglich eine Grundlage der Gegenseitigkeit vorliegt – wäre es für dich denkbar, da einige weiterführende Vereinbarungen zu engerem Zusammenleben zu treffen? Ja?

Man, ich liebe dich, ich liebe dich, Junge. Nein, ich brauche dich nicht. Nein, du wärst nicht meine Erfüllung oder mein ewiges Glück. Doch, ich würde schon über dich hinweg kommen. Und trotzdem. Trotzdem wäre das einfach schön, so mit dir. Ich will das.

Du auch?

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Disclaimer an meine Freunde aus echt: Diesen Text veröffentliche ich ohne konkreten Adressaten. Fühl dich also bloß nicht aus Versehen angesprochen. Nur, dass das hier keine merkwürdigen Situationen ergibt. Will doch keiner.