Einatmen.
Ausatmen.
Einatmen.
Kühle Luft in meiner Lunge, kühlt das Herz, die Gedanken. Einatmen – Fokus. Was ist wichtig? Atmosphäre, sein. Einfach sein. Ich bin, hier, bis in die Fingerspitzen, bis in meinen großen Zeh. Ich bin, und ich spüre mich.
Ausatmen.
Den Staub, der sich auf meinem Herz gesammelt hat, als ich mir keine Zeit für es genommen habe. Die Angst, die ich so lange zudecken wollte. Die Unsicherheit. Erhöhter Stickstoffgehalt in der Atemluft, die ich in die Nacht fließen lasse, das lernt man in der Schule. Irgendwas zittert – bin ich das?
Einatmen.
Die Ruhe und die Stärke. Wieder mal Identität, natürlich, das kommt immer wieder. Die Stimmen einatmen, die Menschen, wie sie mir Wert zusprechen. Wahrheit? Ich frage danach.
Ausatmen.
Die Spannungen, die ganzen Konflikte, die Kriege in mir, die ich zu selten gewinne. Unzufriedenheit, Enttäuschung von mir. Lügen, immer wieder Lügen: Ich kanns halt nicht. Mein Anspruch an mich, viel zu hoch – ist das Stolz?
Einatmen.
Macht und Frieden. Der Duft von Regen, und ein paar Moleküle mehr Gewissheit über mich und das Leben. Alles anders, dasselbe, nur anders. Mein Spiegelbild sieht anders aus als vor einem Jahr, einer Woche, einem Tag. Ich bin wertvoll.
Ich atme, atme. Ich bin frei, ich bin wild, und ich bin. Ich atme Dinge ein und atme Dinge aus, nehme auf und gebe ab, ergreife und lasse los. Da ist Luft um mich und in meiner Lunge, und Leben, und Veränderung, und alles, und es ist schnell, so intensiv, und ich atme, ich bin, bin. Einatmen und Ausatmen. Luft und alles, alles. Alles.
Und mit jeden Atemzug werde ich mehr ein neuer Mensch.