Wer schön sein will …

So. Gehen wir mal wieder einem meiner Lieblings-Hobbys nach: Dem Sprüche-auseinander-rupfen. Die bisherigen Ausgaben dieser einmaligen Serie hier.

Heute ein Klassiker:

Wer schön sein will, muss leiden.

Den hört man, wenn die schönen Schuhe unangenehm sind oder man sich über den Aufwand des Beinerasierens beschwert. Damit soll gesagt werden: Wenn man schön aussehen will, muss man eben Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen.

Klingt logisch.

Ist aber falsch.

Diese ganze Rechnung macht nur oberflächlich Sinn.
Oberflächlich gesehen sind schöne Schuhe schön und glatte Beine auch. Oberflächlich gesehen gibt es viele Sachen, die irgendwie schön sind und die man manchmal nur über Unbequemlichkeiten erreichen kann.

Nur, dass das nie die Sachen sind, die die Schönheit im Endeffekt dann ausmachen.

Ein ganz großer Teil von Schönheit – vielleicht sogar der entscheidende – ist Ausstrahlung. Das ist etwas, was man nicht tragen, aufschminken oder wegrasieren kann. Es ist etwas, das daher rührt, wie ich über mich selbst denke, wie ich mit mir selbst und meinem Körper umgehe, wie ich über andere denke und wie es mir gerade geht. Ein wertschätzender und entspannter Umgang mit dir selbst ist folglich gut für deine Schönheit.

Merkste was? – Ein entspannter Umgang mit dir selbst ist gut für deine Schönheit. Der Spruch „Wer schön sein will, muss leiden“ zeugt nicht gerade von diesem entspannten Umgang, sondern eher von einem fast schon verkrampften Verhältnis zu sich selbst.

Vielleicht ist das auch ein bisschen zu hoch gedacht. Brechen wir es mal runter auf die rein optische, körperliche Ebene.
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich empfinde diese „Schönheitsmerkmale“, für die man leiden muss, oft gar nicht so besonders schön. Sind die Schuhe/Kleider/Hosen/…, in denen man leidet, echt die schöneren? – Ich weiß ja nicht. Sind die Fingernägel, an denen ein Mädchen Stunden verbracht hat, echt so viel schöner als die natürlichen? – Hm.

Ich finde, man kann auch sehr gut schön sein, ohne dafür zu leiden. Und ich finde, oft ist das sogar noch schöner. Innerlich und äußerlich. Für mich und andere.

Ich sage übrigens nicht, dass man nicht ab und zu mal was unangenehmes tun darf, um schön zu sein. Mach ich ja ebenfalls. Solange man beachtet: Wer schön sein will, darf leiden. Aber er muss nicht. Sobald ich merke, dass ich das Gefühl habe, ich muss, gehen bei mir alle Alarmglocken an, und ich erinnere mich daran, dass ich auch so schon schön bin. Ich darf weitermachen und weiter daran arbeiten – aber ich muss es nicht, um schön zu sein. Weil ich so schon schön bin.

Und du übrigens auch.


Ein Kommentar

  1. Immer schön die Alarmglocken weiterklingeln lassen! Ich finds nämlich echt schade, wenn man sich ohne irgendwas zu machen nicht mehrschön findet. Man darf alles machen, wenn man sich dann noch schöner fühlt, aber nicht weil man sich sonst für hässlich hält.


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