Damals, auf dem Weg ins Auslandsjahr nach dem Abi.
Ich packe meinen Koffer und nehme mit – keinen Koffer, denn ich reise mit Rucksack. Mein ganzes Leben und alles, was ich brauche, packe ich in einen Rucksack. Rein damit. Alles rein. Und das wars. Ich betrachte einen Rucksack von außen und alles ist drin. Unglaublich, mit wie viel Dingen ich täglich umgehe oder die in meinem Zimmer stehen, die ich eigentlich nicht wirklich brauche. Würde alles abbrennen und ich hätte nur diesen Rucksack – klar würde ich Dinge vermissen. Aber ich hätte alles, was ich brauche.
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit – och, ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was kommt, weiß nicht, was wirklich wichtig sein wird. Viel zu viele Ratschläge bekommen von Menschen, die viel zu wenig wissen von meinen Erfahrungen und meiner Zukunft. Ich nehme mit nicht viel mehr als meine Ahnungslosigkeit, meine Lernbereitschaft, meine offenen Augen. Viel zu wenig weiß ich, um gut zurecht zu kommen, aber größer als meine Unerfahrenheit ist meine Zuversicht, dass Gott sich um mich kümmern wird. Er wird seine Tochter in einem neuen Land nicht auf sich alleine gestellt lassen.
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit – meine Kultur, meine Erfahrungen, meine Geschichte, all das, was ich gelernt habe und beherrsche und intuitiv kann. Auch wenn vieles woanders unterschiedlich bewertet wird, vielleicht gar nicht so hilfreich ist, gibt es auch einiges, was ich zu geben habe. Einiges habe ich gelernt, wovon die Menschen vor Ort nie die Chance hatten, es zu lernen. Meine Herkunft und meine Vergangenheit hat mir auch Gutes geben, dass ich weitertragen kann und soll.
Ich packe meinen Rucksack und steige in einen Flieger. Au Wiedersehen, ihr Deutschländer. Hallo Welt!