Ein Vogel, der fliegt und nicht landen kann.
Ich liebe Neues, liebe das Unbekannte, das Risiko, und manchmal treibt das Menschen in den Wahnsinn. Dann sagen sie, ich sei unvernünftig und solle mal nachdenken und dass ich nicht so kindisch sein soll. Und wenn ich das höre, steht in mir jemand auf, der heißt Trotz. Und der sagt gar nicht viel. Der mischt nur alles auf, und blockt ab – du hast mir gar nichts zu sagen. Was weißt du schon davon, was vernünftig ist?
Und dann renne ich los und mache, was ich will, weil ich weiß, sie sehen es nicht gerne. Dann habe ich extra viel Spaß daran und bin genau das Gegenteil. Antworte nicht, springe von Klippen, fahre in ferne Länder.
Und dann wann anders. Jemand erwartet das Beste von mir, und ich – ich war immer eine von den wirklich Guten. Ich war immer besonders, konnte es. Wurde immer gelobt, wertgeschätzt, anerkannt. Menschen haben gestaunt. Und jetzt, wo jemand das Beste von mir erwartet – ich gebe es. Natürlich gebe ich es. Weil ich das bin, immer war. Erwartungen übertreffen. Menschen begeistern von mir. Gewohnheit. Routine. Druck.
Gefangen darin.
Zeit zerfließt, und immer noch dasselbe. Immer noch trotzig. Immer noch verstrickt in dem Erfüllen von Erwartungen. Immer noch beides im Streit miteinander. Immer noch, immer noch, und all die Wege, die ich gegangen bin – es ist mitgekommen. Zeit umspült meine Füße, und ich merke, ich bin wie ein Vogel, der fliegt und nicht landen kann, nicht landen kann, denn Erwartungen und der Trotz und ich kann nicht und meine Wege sind so anders.
Und dann wird es mehr, wird es mehr, Stromschnelle, Sturm, und ich habe keine Wahl mehr. Entweder zerreißt es mich, zerbreche ich, oder etwas in mir wird anders. Aber ich halte fest, halte fest, denn ich weiß es nicht besser.
Und es braucht all den Druck, all das Ziehen, damit etwas in mir zerbricht, sodass ich loslasse, sich mein verkrampfter Klammergriff löst, braucht die dunklen Nächte, die Einsamkeit und die Angriffe, die Überforderung. Sanft und schmerzvoll wird mir etwas genommen, und ich habe keine Wahl mehr. Die Kraft versagt. Lasse los.
Ein Vogel, der fliegt und nicht landen kann, im Sturm verletzt und auf den Boden gestürzt, um wieder Laufen zu lernen.
Lerne laufen und lerne tanzen – und es macht Spaß, mit diesen neu gewonnen Schätzen, inneren Wahrheiten zu spielen und zu sehen, wie ich wohl reagiere, was meine Gedanken und Gefühle neuerdings so tun. Erwartungen, Trotz – es ist so anders. Ich kann. Ja, etwas ist gebrochen, jemand hat mich gebrochen, aber ich sehe: Es ist gut. Es ist gut, denn jetzt ist so viel Neues möglich. Die Weite. Kostbar.
Meine Wege sind so anders.
Liebe Sina, ein „Gefällt mir“ ist viel zu wenig. Sagen kann ich aber auch nicht, was ich sagen will, was ich denke und fühle. Also wieder nur ein Danke für deine Worte! <3