Wenn ich meine Arme ausstrecke und meine Gedanken ganz weit mache, schaffe ich es doch nicht mehr, alles zu überblicken und alles zu kontrollieren. Statt mich an das zu gewöhnen, was so kommt, gewöhne ich mich daran, dass beständig ungewohntes passiert. Und wisst ihr was? – Alles andere wäre eine unnötige Einschränkung.
So viel passiert, so viel geschieht, und so manches davon ist … krass. Ein Beispiel? Ich habe auf einem Sommerlager einen Text vorgetragen und das, was ich an Resonanz bekommen habe, so viel Lob und Ermutigung und die Momente, wo ich drauf angesprochen wurde und Menschen sich geöffnet haben und mir Sachen erzählt haben, also – ich kann das alles nicht wirklich greifen. Und das war halt nicht das einzige, was meinen Kopf noch so auf Trab hält.
Ich will immer alles greifen. Das bin ich. Alles durchdenken und erfassen und einsortieren wollen. Es so lange im Kopf bewegen, bis ich mich daran gewöhnt habe und es fertig als Erinnerungs- & Erfahrungsbox einlagern kann.
Aber das geht nicht mehr. So viel Zeit habe ich nicht mehr. Wenn ich sie mir nehmen würde, würde ich so viel verpassen.
Ich würde so gern alles kontrollieren – zumindest in Gedanken überblicken – und wenn das nicht mehr geht, bin ich ein bisschen wie betäubt, überwältigt.
Und deswegen muss ich jetzt loslassen. Es ist das einzige, was Sinn macht. Loslassen. Es muss nicht mehr alles in meine gedankliche Reichweite passen, was passiert. Es darf ruhig krass werden, denn ich gehe da rein und komme wieder daraus hervor und es geht weiter. Wenn sich alles in meinem Horizont abspielen soll, dann halte ich mich selbst klein.
Und ich mache das einfach. Ich lasse diese ganzen Situationen, Momente, meine eigenen Gaben und die tausend Eindrücke frei. Sie sollen und dürfen da draußen machen, was eben passieren wird, denn es gibt einen, der das alles für mich steuern und kontrollieren wird, und dessen Hand das deutlich besser kann als meine. Er ist größer als mein Verstand, und deswegen darf das, was er durch mich tut, auch größer sein als mein Verstand.
Mein Verstand ist nicht meine Grenze, und die Reichweite meiner Gedanken nicht die meiner Taten. Die Welt ist so weit im Vergleich zu dem, was sich in meinem Kopf abspielt, und da draußen geht so viel mehr als was ich mir ausmalen kann, denn Gott hat viel mehr Farbe zur Verfügung als ich.
Also los, los, worauf warten wir? Kontrolle loslassen, denn sie ist nur Stress, und rein in dieses Tosen da, was man wohl Leben nennt, und was da wartet und mehr und mehr kommt.
Los.