„Sina, Post für dich!“
Jaaa, denke ich.
`Beschäftigung als Praktikant/-in ohne Endgeld´
Ah, darum gehts. Schade, ich dachte, es wäre ein Brief. Aha, ich soll Personalfragebogen, Einverständniserklärung und Datenschutzerklärung unterschreiben und in einfacher Form zurückschicken. Okay. Oha, ich muss auch noch eine Bescheinigung der Schule mitbringen, dass das ein vorgeschriebenes Praktikum ist. Macht das einen Unterschied? Egal. Eine Bescheinigung vom Hausarzt brauche ich auch. Da soll drinstehen, dass ich frei von ansteckenden Krankheiten bin. Zählt Schnupfen? Wohl eher nicht. Bis Ostern ist der sowieso weg. Und das alles soll ich unverzüglich machen. Fett geschrieben und unterstrichen. Jaja, is gut, ich habs ja gelesen.
Datenschutz… Nun ja, ich wusste, dass ich eine Schweigepflicht unterschreiben muss, aber das Dingen übertrifft meine Erwartung.
`Zum besonderen Schutz der Persönlichkeit ist es untersagt, geschützte personenbezogene Daten oder andere Daten, die von der Rechtsordnung als schutzwürdig angesehen werden, unbefugt zu einem anderen als dem zur rechtmäßigen Aufgabenerfüllung gehörenden Zweck zu erheben, zu verarbeiten, bekanntzugeben, einem Dritten zugänglich zu machen oder sonstwie zweckentfremdet zu nutzen.´
Übersetzung: Behalte alle Daten für dich. Oder? Ich frage mich, wer sich den Satz ausgedacht hat und ich frage mich, wer den beim ersten Lesen versteht. Und das geht die ganze Datenschutzerklärung so weiter. Da sind Sätze dabei, die ich so wenig verstehe, dass ich sie nicht mal abschreiben will, aus Angst, dass die Gewalt verherrlichend oder sexuell anzüglich sein könnten. Ich soll das dann unterschreiben. Darf ich das überhaupt unterschreiben, wenn ich es nicht mal verstanden habe? Ich muss unterschreiben unter: `Zur Kenntnis genommen´. Das kann ich ja machen. Ich hab ja die Wörter zu Kenntnis genommen, ich habe auch zur Kenntnis genommen, dass ich am besten alles für mich behalte und ich habe auch zur Kenntnis genommen, dass da ein Papier liegt. Ich finde, damit habe ich genug zur Kenntnis genommen, um das zu unterschreiben.
Moment – gilt die Datenschutzbestimmung auch für die Datenschutzbestimmung? Oder anders: Darf ich euch das überhaupt erzählen? Hoffentlich. Die beruht ja nur auf dem Gesetz…
Ich wiederhole noch einmal: Ich bin 14 (vierzehn) Jahre alt.
Und ich soll im Personalfragebogen so einiges angeben: Personalien des Ehegatten bzw. früheren Ehegatten, Personalien der Kinder, Vorstrafen, Ausbildung und beruflichen Werdegang und Führerscheinklasse. Es gibt ja Leute, die denken, dass ich ein bisschen frühreif bin, aber so frühreif nun auch wieder nicht.
Natürlich, ich hatte schon zwei Ehemänner, Harald und Josef. Im Mai ist die Hochzeit mit meinem jetzigen Freund geplant, Simon. Meine Kinder heißen Karla, Charlotta und Frank. Ich bin schon zwei mal vorbestraft, einmal, weil ich schwarzgefahren bin, und das zweite Mal, weil ich T-Shirts bei kik geklaut hab. Meine Ausbildung umfasst verschiedene Unis und Praktikas und ich habe schon in zwei Arztpraxen, drei Müllabfuhren und bei einer Lehrerstelle gearbeitet. Ich besitze einen Traktorführerschein und einen PKW-Führerschein bis 4 Tonnen mit Anhänger.
Meine Güte, ich bin doch nur ein popeliger Praktikant!
Und Sparta hast du auch noch regiert und Odysseus gegen diese popeligen Trojaner mal kurz siegen geschickt ;D
Ne, mal ehrlich, ich hätte das als Einladung für jeden scheissverdammten Pipifax genommen und ihnen einen 300-seitigen Lebenslauf geschickt. Aber leider muss man hier kein Praktikum absolvieren (mal ehrlich – praktisch komme ich kaum über ein paar Lektionen Metallwerken und Kochen hinaus). Darfst du mir überhaupt erzählen, was für ein Praktikum das sein soll? ;)
Öh… keine Ahnung?! ;D
Es ist ein Praktikum im medizinischen Bereich, deswegen muss ich Schweigepflicht bzw, Datenschutzerklärungen unterschreiben. Genaueres über facebook, ja? ;)
Jaja, so ein frühreifes Kind. Schlimm ist das.