Ein paar Worte schlichte Wahrheit.

Ich weiß nicht mehr, worum es da genau ging – Abtreibung? Oder Gender? Jedenfalls sagte mein Sowi-Lehrer folgendes:

Es [das Thema] wird wissenschaftlich breitgetreten und es wird sich auf die Sachebene und das absolut rational Nachweisbare konzentriert. Sobald man aber eine innere Barriere verspürt, kann man sich nur noch aus der Diskussion heraushalten, wenn man nicht von Schwarz-Weiß-Denkern … entsprechend eingeordnet werden möchte.
Das ist dieser Toleranz-Mainstream.

Ja.
Dem wäre dann wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Der Meister spricht ein Wort zu Kinderbüchern.

Kein Buch ist es wert, von Kindern gelesen zu werden, wenn es nicht auch von Erwachsenen gelesen werden kann.

C.S. Lewis

Als ich dieses Zitat gelesen habe, musste ich innerlich tanzen und singen und schreien, ungefähr das ganze Universum umarmen und fast hätte ich auch noch eine neue Religion gegründet, aber dann doch nicht, weil das wohl nicht im Sinne des Verfassers gewesen wäre.

Lieber C.S. Lewis, es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich ein weiteres Mal tief vor dir zu verneigen und dir meinen größten Dank für all die Spuren auszudrücken, die du in dieser Welt hinterlassen hast. Danke, Meister. Danke.

As you get older

– As you get older you change because people say things and lie and make up stories. Eventually it becomes easy to be the person others expect you to be. But I don’t think you should do that. I think you should be yourself, Anne.

– But am I a good enough person?

– Yes.

(Zitat aus den Kinderfilm „Totally True Love“)

Meine Generation, oder: Jugendlich sein

Gespalten. Alles anders und alles gleich.

Verschiedene Ideale, verschiedene Realitäten.

Ein Ideal: Spaß haben. Feiern gehen. Geile Musik, sexy Kleider, schöne Menschen. Alkohol, Rauchen, Drogen. Alter, ist das Leben geil. Bin ich zu dick? Wie wirke ich aufs andere Geschlecht? Eltern spielen keine große Rolle mehr, das wichtigste sind Freunde. Hobbys haben, viel in sie investieren. Beziehungen kommen und gehen. Liebesfilme. Man streitet sich, man verträgt sich. Man fährt zusammen in den Urlaub. Fotos, viele, viele Fotos. Und Facebook. Natürlich. Schließlich sind wir die erste echte Genetation Internet. Glücklich sein. Spaß haben.

Anderes Ideal: Ehrgeizig sein. Zielstrebig. Gute Noten, unbedingt. Der NC ist nicht gerade gnädig. Dann lerne ich eben. Studium, Berufsschule, Ausbildung? Hm. Erst mal Abi. Gute Klausuren schreiben. Sich ausprobieren. Vielleicht noch irgendeine AG. Vielleicht Nachhilfe geben. Vielleicht noch irgendwo sozial engagieren. Es geht um Zukunft, meine Zukunft.

Weiteres Ideal: Moral. Wir verändern. Atomkraft, Acta, Massentierhaltung, Rassismus – schlimm, schlimm, sowas. Diskutieren, analysieren, protestieren. Wir blicken durch. Wir wissen, wie es läuft und wie es laufen muss. Konfrontieren, argumentieren, demonstrieren. Intellektuelle Ebenen, Fachwörter – oder auch gerade nicht. Sehr überzeugt sein von seiner Sache. Ich verstehe, wovon du keine Ahnung hast, sei besser meiner Meinung.

Noch ein Ideal: Familie. Mamas und Papas Vorstellungen entsprechen. Ihren Idealen nachfolgen. Sie geben mir Wert. In ihre Themen, ihre Hobbys, ihre Kreise reinrutschen. Mama kocht am besten. Verantwortung für Geschwister.

Noch ein anderes Ideal: Individualität. Andersartigkeit. Ich bin nicht wie die anderen. An mir ist etwas anders, vielleicht besser. Meine Musik, mein Kleidungsstil, meine Ideale, meine Meinung, mein Lebensstil, meine Freunde, meine Hobbys. Sich irgendwie abheben. Und wenn es nur etwas kleines ist. Sich abgrenzen. So bist du und ich nicht, so bin ich und du nicht. Identität durch Unterschied. Ich entspreche keinem Modell. Gleichgesinnte und Zugehörigkeit im Anders-sein finden. So sind wir und alle anderen nicht, so sind alle anderen und wir nicht.

Die Realität?

Hülsen. Spaß-Hülsen. Freude, Freundschaft, Beziehung, die nur das Innere betäubt, statt es auszufüllen. Sich an anderen orientieren, sich mit ihnen vergleichen, um richtig zu sein. Ehrgeiz, um Sicherheit zu bekommen. Abgrenzen, um vor der Bedeutungslosigkeit zu fliehen. Diskutieren, um alles wegzurationalisieren, was mein Herz sagt und was mir nicht gefällt. Selbst emotional an die Familie gefesselt aus Angst vor Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Unsichtbarkeit. Rasiermesser durch Fleisch: Ich hasse mich. Wer bin ich denn überhaupt? Selbstmordgedanken, Essstörung, Selbstverletzung, Selbsthass, Bedeutungslosigkeit. Allein gelassen. Innerlich verwahrlost. Masken, die bei den inneren Tränen nur schwer aufrechtzuerhalten sind. Wie glücklich ich bin, soviel bin ich wert. Ich habe Spaß. Es geht mir gut. Während das Herz „Nein!“ schreit. Aber wer versteht mich schon wirklich?

Oder darüber stehen. Eigentlich. Den Zugang zu dem, was in mir ist, irgendwie jetzt schon verloren haben. Es ist doch alles okay, oder? Fehlt mir was? Und wenn ja, was? Es wirklich nicht wissen. Alles viel zu kompliziert. Keine Zeit, zu denken. Irgendwas ist immer, zu viel für den Zeitplan und den Kopf, aber nie genug für das Herz. Ja, aber was ist mit dem Herz denn jetzt überhaupt? Sich mit anderen Dingen beschäftigen.

Oder man hat den Zugang zu sich selbst noch. Man versteht. Man weiß das alles, die Ideale, die Realität, wie das bei einem selbst aussieht. Man hat sich analysiert, man hat die Situation analysiert. Es ist klar, was falsch läuft. Es geht mir schlecht, und ich weiß, warum. Aber ich ändere es nicht. Antriebslos. Zurückgestellt. Verharren, wo man ist. Die Veränderung passiert nicht. Irgendwie betäubt und tot, und irgendwie auch überhaupt nicht.

So oder so ähnlich ist das, irgendwie so sieht es aus. Das ist, was mein Blick sieht. Antworten gibt es zu viele, als dass die wahren gesehen würden. Und die meisten wollen auch gar keine Antworten mehr hören. Zu viel Müll, zu viel Lügen, zu viel Selbstbetrug. Die Fragen zu wenig ernst genommen. Vertrauen verloren. Die Jugend ist doch die schönste Zeit im ganzen Leben, ne?

Ganz ehrlich?

„Leben“, sagte Marvin, „erzähl mir bloß nichts vom Leben!“

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* aus: ‚Per Anhalter durch die Galaxis‘ von Douglas Adams

I’m faking my own suicide

Ich habe mich verliebt. In dieses Lied. In diesen Text. In die Musik. Aber vor allem in den Text. Weil ich dieses Gedankenspiel so gut kenne. Weil dieses Lied mich wie einer meiner Texte widerspiegelt, obwohl es gar nicht von mir ist. Ich bring mich um, aber nicht wirklich. Ich lasse euch nur glauben, ich sei tot.

I’m faking my own suicide
Because I know you love me.
You just haven’t realized.
I’m faking my own suicide.
They’ll hold a double funeral
Because a part of you will die
Along with me.

– Relient K

Trailer für mein Leben 1

It’s gonna be wild!
It’s gonna be great.
It’s gonna be full of me.

Aus „Come away“ von Jesus Culture.

Schon seit ich dieses Lied das erste Mal gehört habe – das wird wohl vor so zwei bis zweieinhalb Jahren in meiner wundervollen Kirche gewesen sein – habe ich das Gefühl, dass das eine Art Vorschau auf mein Leben ist; dass diese Zeilen genau das beschreiben, was mich erwarten wird. Dieser Gedanke kam einfach so und seitdem muss ich immer wieder daran denken. „Me“ ist hier Gott. Es ist, als würde er zu mir sagen: „Es wird wild! Und großartig. Und ich bin voll dabei.“

Also dann – Ich freu mich drauf! :-)

Oder andersrum

Musik drückt aus, worüber besser geschwiegen worden wäre.

– Clara Schumann

So herum gedreht gefällt mir dieser Satz noch viel besser.

Kennt eigentlich irgendwer von euch ihre Geschichte?

Mit zehn Jahren begann sie ihre Karriere als Pianistin und wurde recht erfolgreich. Irgendwann heiratete sie den Musiker Robert Schumann, mit dem sie eine Reihe Kinder bekam. Er war neidisch auf ihre Erfolge als Musikerin und schränkte sie stark in ihrer Musikalität ein, doch sie liebte ihn. Nach einigen Jahren wurde er in eine Irrenanstalt eingewiesen – nach einem versuchten Selbstmordversuch, immer schlechter werdendem Gehör, Syphilis und einer eventuellen psychischen Erkrankung. Fakt ist: Wer in diesen Zeiten einmal in einer Irrenanstalt drin war, kam nie wieder heraus. Die Ärzte verweigerten Clara jeden Kontakt mit ihrem Mann, obwohl sie hartnäckig darauf bestand. Und so musste sie ihre Kinder alleine durchschlagen – als Musikerin. Als Frau in 19. Jahrhundert. Sozusagen als Witwe, später wirklich als Witwe. Viele Jahre. Sie gab Konzerte und Unterricht und komponierte. Sie hat sich in einer Welt durchgesetzt, wo sie ständig beweisen musste, dass sie als Frau auch etwas zu sagen hat und dass bei ihr die Musik spielt. Sie schaffte es und wurde alt damit.

Wenn ihr mich fragt: Diese Frau ist einfach bewundernswert. Und um auf das Zitat zurück zu kommen: Bei der Lebensgeschichte kann ich einfach verstehen, warum sie das gesagt hat.