„Ich brauche bald mal ein neues Handy, weil -“
„Brauchst du nicht.“
Ich schaue meine Sitznachbarin irritiert an und weiß nicht, was ich sagen soll. Was allerdings kein Problem ist, denn sie weiß genau, was sie sagen will:
„Es dauert 4,2 Millionen Jahre, bis sich das Ding zerlegt.“
Ach ja, ich vergaß: Ich studiere ja Psychologie, einen Studiengang mit hoher Ökohipsterquote aus veganer, unverpackter Freilandhaltung. Eine Gruppe Menschen, die mich aus zwei Gründen sehr beeindruckt.
Der erste Grund ist, weil sie das alles hinkriegen. Ich bin froh, wenn ich es hinkriege, Klamotten in etwa so schnell nachzukaufen, wie sie kaputt gehen. Und wenn ich daran denke, Brot zu kaufen. Solche Sachen müssen die auch hinkriegen – und dann ja zusätzlich noch alles fair, regional, second hand, nachhaltig und „ohne Chemie“. Und Regenwälder und Pandas retten, auf Demos gehen und meditieren. Studieren und duschen und schlafen müssen sie vermutlich auch noch. Das können die alles. Und sehen dabei überflüssigerweise auch noch stylischer aus als ich.
Der zweite Grund: Der ermüdend unermüdliche Bekehrungswille.
Hat sie mir gerade als Gegenargument dafür, dass ich ein neues Handy kaufe, die Verfallszeit seiner Einzelteile genannt?
„Das hilft mir nichts, wenn das Betriebssystem von niemandem mehr unterstützt wird.“
„Dann boote das Handy doch.“
„Auch das hilft mir nichts, wenn das Betriebssystem von niemandem mehr unterstützt wird.“*
Manchmal will ich wirklich meine Informatiker-Freunde zurück.
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* Es sei denn, sie meint „rooten“ statt „booten“. Und es sei denn, ich wäre so ein Crack, dass ich es hinkriege, irgendwas sinnvolles auf ein altes Windows Phone zu spielen. Spoiler Alert: Bin ich nicht. Daran sind schon Größere gescheitert.