Junge Muttis und der Perfektionismus

Andere junge Muttis sind anstrengend für mich. Entweder sind sie mir zu stressig, machen ein riesen Ding aus Themen, die ich zusammenimprovisiere und so in Ordnung finde, und wecken in mir die Frage, ob ich es nicht vielleicht doch falsch mache. Oder sie schauen mich irritiert an, wenn mir ein Thema wichtig ist und ich mich etwas mehr hineininvestiere, und wecken in mir die Frage, ob ich übertreibe. Hach ja.

Mein Mutti-Ich ist so alt wie mein Baby, was aktuell acht Monate sind. Das ist noch nicht besonders viel. Genau wie mein Baby habe ich dieser Zeit schon sehr viel gelernt. Enorm viel. Eine der Baustellen, die noch vor mir liegt, ist dieses gelassene Selbstverständnis als unperfekte Mutti.

Es sind die Gegensätze, die es so schwierig machen: Klar will ich das Beste für mein Kind. Aber ich will auch gelassen und emotional verfügbar sein. Es gibt eine Milliarde Themen bei einem Baby, in denen ich mich auf der Suche nach dem Besten verrennen kann. Manchmal gibt es tatsächlich ein „richtig“ und ein „falsch“, und dann würde ich es schon gerne richtig machen. Oft ist das Beste für mein Baby aber auch, einfach irgendeine Zahnpasta, Sonnencreme, Schnuller zu kaufen und es einfach irgendwie schlafen zu legen und irgendwas essen zu lassen, und mir meine Energie zu sparen, um eine entspanntere, geduldigere Mutti zu sein.

Der Druck der Gesellschaft, unserer Kultur, auf junge Mütter ist für mich beinahe körperlich spürbar. Das macht alles noch so viel schwieriger. Jetzt muss ich nicht nur mit meinem eigenen Perfektionismus kämpfen, sondern mich auch noch vor diesen anonymen Augen rechtfertigen. Es ist unmöglich, allen Ansprüchen zu genügen, und klar, am Ende muss ich meinen eigenen Weg finden, und das tue ich auch.

Aber genau das macht andere Muttis so anstrengend. Jede von uns kämpft um ihren eigenen Weg. Und wenn mal eine labile Entscheidung getroffen, ein labiles Gleichgewicht gefunden wurde, dann ist es irritierend, wenn eine andere Mama zu einem anderen Ergebnis gekommen ist. So schnell hinterfrage ich mich dann doch wieder, obwohl ich es nicht will. Vergleichen ist so anstrengend.

So erinnere ich mich immer wieder: Es gibt viele richtige Wege. Es geht darum, welcher Weg zu dir und deiner Familie passt. Gestalte es so, dass es dir Spaß macht und sowohl dir als auch dem Baby gut damit geht. Wenn da eine andere Mutti ist, die die Dinge anders macht, dann wertet dich das nicht ab; dann ist das keine Aufforderung, dich zu hinterfragen. Es ist einfach nur eine andere Mutti auf ihrem Weg.

So richtig weiß ich noch nicht, wie ein Beisammensein mit anderen Mamas funktioniert, dass es wirklich aufbaut und ermutigt und nicht gleichzeitig auch sehr anstrengt. Vielleicht kommt das, wenn ich sicherer geworden bin. Vielleicht kommt das nie so richtig.

Vielleicht ist es genauso, wie es immer war: Als Student in der Klausurenphase war nichts so anstrengend wie andere Studenten in Klausurenphasen. Vielleicht brauche ich gerade auch einfach die Anderen, um gut bei mir selbst sein zu können: die Single-Freunde, kinderlosen Paare, Mütter von groß gewordenen Kindern, die Teenies. Die, die mir zeigen, dass die Welt größer ist als die Frage danach, wie man ein Kind händelt, dass kein Bock auf Beikost hat, was das für Pickelchen auf der Wange sind und ob wir mit Einschlafstillen gut fahren oder wir es uns abgewöhnen sollten. Die, die mir demonstrieren: Es gab ein davor und es wird ein danach geben, und im Großen und Ganzen sind all diese Fragen nicht so wichtig.


2 Kommentare

  1. Ich bin zwar noch keine Mutti, aber ich kenne das auch sehr gut! Und ich glaube du hast echt Recht mit dem immer wieder bewusst machen, dass es viele richtige Wege gibt. Und dann darauf zu vertrauen, dass Gott aus meinen manchmal kleinen und unbeholfenen Sachen etwas Großes und Gutes machen wird :)

  2. allerliebste Herzensgrüße aus Paderborn!
    Ich kann dich so gut verstehen! So viel von dem, was du hier schreibst, kenne ich noch aus meiner eigenen Zeit mit Baby. Deine Lösungsansätze sind richtig gut und ich wünsche dir von Herzen, dass es gelingen möge, gelassen durch diese anstrengende Zeit zu gehen. Und selbst wenn du oft angespannt bist: sei gnädig mit dir. Dein Baby und Gott sind es auch.


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