Über eine unbeabsichtigte, wunderschöne Ermutigung

Letztens, da habe ich einen Menschen von früher wiedergetroffen und ihn ein wenig erlebt. Ich habe gestaunt. Ich habe gestaunt darüber, wie er sich entwickelt hat, wie er sowohl stärker als auch sanfter geworden ist und wie souverän er heute mit Situationen umgeht, die früher ein Problem gewesen wären. Ein Mensch, den ich früher schon mochte, und der jetzt noch schöner und attraktiver geworden ist. Ich habe gestaunt und mich gefragt:

Bin ich auch so?

Sehen andere mich und staunen auch?

Ist da etwas, auf das ich stolz sein kann? Gefällt es mir, wie die letzten Jahre mich verändert haben?

Es gibt Fragen, die sind wertvoller als ihre Antworten. Das hier sind solche Fragen für mich. Ich stelle sie nicht, um sie zu beantworten. Ich stelle sie, um aufmerksam zu bleiben. Damit ich so lebe, dass es sich gut anfühlt, zu zeigen, wer ich geworden bin.

Lieber Mensch, den ich wiedergetroffen habe: Danke. Danke dafür, dass du so wächst und immer schöner wirst. Ich weiß, das klingt komisch, aber damit machst du mir Mut. Damit spornst du mich an.

Ein Schluck Wasser in der Wüste

Wüstenzeit
ist dieses Wort.
Eine Zeit in der Wüste.

Du sagst, du bist in einer Wüstenzeit, und ich weiß, wovon du redest.

Wenn du dich alleine fühlst, einsam, selbst wenn Menschen da sind.
Wenn keine Unterhaltung für dich reicht, weil du irgendwie so leer bist.
Wenn du deinen Schmerz wahrnimmst, aber es dir schwer fällt, ihn zu verstehen.
Wenn Freude nur ein flüchtiger Windhauch an einem heißen Sommertag ist.
Wenn du dich fühlst, als würdest du fallen und als könntest du jeden Moment aufschlagen,
es nicht tust und trotzdem jede Sekunde ein Aufschlag ist.
Wenn du weitergehen musst, einfach irgendwie weiter musst,
weil stehenbleiben ja auch nicht geht.
Wenn deine Energie immer nur noch für den nächsten einen Schritt reicht.
Wenn du unter Menschen leidest, weil sie fies sind oder einfach zu viele,
weil sie verletzen oder weil sie etwas von dir wollen, aber ach, du weißt es doch auch nicht.

Wenn du deinen Blick ins Universum richtest, nichts siehst und nichts fühlst außer deiner gequälten Seele, wenn du in die Weite und ins Nichts blickst und nach Gott fragst und keine Antwort dein Ohr erreicht, keine Geborgenheit und keine Freude dein Herz einhüllt, es nicht leichter wird, das alles zu ertragen. Und du weitergehst, halt irgendwie. Wie lange noch.

Wüstenzeit.
Triste, leere, einsame Wüstenzeit.

Ich kann dir nicht wirklich helfen, und das weißt du, weil kein Mensch dir momentan wirklich helfen kann. Ich kann dir nur auf deinem Weg einen kleinen Schluck Wasser reichen, einen Schluck Wasser in der Wüste.

Indem ich dir sage, dass du ein wundervoller Mensch bist.
Indem ich dir sage, dass es trotz allem wirklich gut ist, dass es dich gibt.
Indem ich dir sage, dass du dich zwar furchtbar allein fühlst, aber es nicht bist.
Indem ich dir sage, dass diese Wüstenzeiten wichtig sind und alle großen, einflussreichen Menschen durch Wüstenzeiten gehen mussten und müssen – selbst Jesus.
Indem ich dir sage, dass es nach Wüstenzeiten nicht selten passiert, dass du neues Land eroberst, Siege erringst.
Indem ich dir sage, dass du diese ganze Zeit hier später einordnen, verstehen können wirst.
Indem ich dir sage, dass zwar immer nur Kraft für den nächsten einen Schritt da ist, aber dir die nie fehlen wird.
Indem ich dir sage, dass es sich auszahlen wird.
Indem ich dir sage, dass dir nichts passieren wird.

Und ich kann reden und reden, und ich weiß, dass das nicht reicht. Kein Mensch der Welt mit allem, was er geben kann, reicht. Nur der lebendige Gott reicht, und du kannst und darfst nichts anderes tun als weiter nach ihm zu fragen, dich an ihm festhalten.
Nichts anderes wird dir helfen.

Ich wünsche dir was.

Ich wünsche dir viele kleine Lichtblicke jeden Tag.
Ich wünsche dir Freunde, die an deiner Seite sind.
Ich wünsche dir einen Blick aus der Adlerperspektive.
Und ich wünsche dir und spreche dir zu, dass du als Sieger aus dieser Zeit kommen wirst.
Und ich wünsche dir und spreche dir zu, dass da Hoffnung und Kraft ist, jeden Tag neu, für jeden Tag genug.

Und so lauf. Und ja, in der Wüste vergisst man manchmal seinen Namen und wer man ist. Ja. Das darf sein, und dann darfst du dich auch wieder erinnern, daran, wer du bist und wie wertvoll und an Gott.

Und so lauf. Nimm diesen winzigen Schluck Wasser und geh den nächsten Schritt – Schalom. Friede sei mit dir.

Per Schiff den Horizont ergründen

Ich versuche, auf dem offenen Meer mit den Augen den Horizont zu ergründen, doch er ist weit. Der Himmel wirkt höher und das Meer ist da in einer unendlichen, machtvollen Ruhe. Und obwohl es doch nur Wasser ist, können meine Augen sich nicht satt sehen. Das Segelboot schwankt unter mir, vielleicht irgendwie rhythmisch, oder auch nicht. Warmer Wind trocknet die Salzwasserhaare.

Es ist paradox, wie man auf dem Meer so alleine und so zusammen gleichzeitig sein kann. Obwohl da niemand ist, soweit das Auge reicht, sind zehn Menschen auf ein paar Quadratmetern die ganze Zeit beieinander. Das ist intensiv, irgendwie – mal mehr, mal weniger gewollt, von unterschiedlichen Menschen. Es ist ein Ort, wo man Geheimnisse finden kann – in Wahrheits-Worten und Herausforderungs-Bewältigungen und Beobachtungen. Ein Hauch Narnia liegt im Wind, wenn ich Dinge lerne, von denen ich mein Leben lang zehren werde, wenn ich neue Wege und neue Ziele sehe, sich die nächsten Schritte abzeichnen.

Ich werde zeitlos. Ich kaufe mir einen Hut und bekomme Sommersprossen. Ich habe Bauchschmerzen und Deutschland wird Weltmeister. So Sachen eben. Kommt vor.

Wir machen unsere Hände auf und bekommen jeder Dinge hineingelegt. Wie das so ist – jeder etwas anderes, jeder das Beste für sich. Und wir schließen unsere Hände, halten es fest, und werden uns das nicht mehr nehmen lassen.

Es war auch manchmal schwer und ich wollte nicht mehr. Menschen kamen mir zu nahe oder waren zu weit weg, waren zu laut und ließen mich nicht, und tickten so völlig anders als was ich verstehe. So manches Mal verkroch ich mich vor lauter einsamer Hilflosigkeit und Überforderung in mir drin und fand den Weg hinaus nicht mehr.

Und doch war es gut, dass ich da war – das weiß ich ganz sicher – denn der Horizont, den ich eine Woche lang mit den Augen verfolgt habe, ist weiter geworden.
Innen drin.
Und außen rum.

Die Sina wächst nicht schneller, wenn man an ihr zieht.

Ach, wisst ihr was?

Ihr könnt mich alle mal mit eurem Erwachsenen-Scheiß und euren Erwartungen.

Ich spreche zu euch und noch viel mehr zu mir selbst.

Ich bin 16, verdammt noch mal, 16. Das ist doppelt so alt wie 8 und halb so alt wie 32. Die 18 ist noch weit weg. Ich bin jugendlich, zwischen Kind und erwachsen und davon frei. Ich will das zelebrieren, feiern, genießen.

Ich werde nicht vernünftig sein, denn das ist doch auch nur ein Synonym für „unschädlich“. Ich werde meine Fehler zelebrieren, denn sie sind Teil meines Wachstums und Zeichen meines Mutes. Ich werde mich nicht in eure Absicherungsstrategien und Zukunftsplanereien verstricken lassen, denn das hab ich nicht nötig.

Auch wenn ihr noch so sehr meine Reife lobt, macht mich das doch keinen Tag älter als ich bin. Ich bleibe 16, denn sowohl das Gras als auch die Sina wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Ich passe mit meiner Mischung aus Reife und Jugend, aus Weisheit und Leichtsinn nicht in euer Schema – na und?

Mich gibts nur so, wie ich jetzt bin, Pech gehabt!
Mich gibts nur mit 16 Jahren, leichtsinnig und wild, mit Fehlern und Fehlern und stur, unvernünftig und frei. Und vollkommen richtig so. Hier bin ich, und ich tanze euch auf der Nase herum.

Es macht keinen Sinn, das nicht zu akzeptieren. Ihr braucht mich nicht wie eine ältere Person behandeln. Ihr werdet mich nicht dazu kriegen, so zu denken wie ihr. Ihr könnt mich nicht verändern.

Es ist nicht einmal das Ziel, erwachsen zu werden.

Ich streife die Ketten eurer Erwartungen und meines Selbstbildes ab und bin frei.
Ich habe die Macht, gnädig mit mir zu sein.
Ich habe den Mut, jung und wild zu sein.
Ich habe das Recht, die bedrückenden Lasten der Verantwortung zurückzuweisen und nur zu tragen, was mich nicht beschwert.

Ob es gefällt oder nicht, ob verstanden oder nicht.

Hier bin ich – guten Tag.

Eine Klebeband-Pflanze und Wie Menschen wachsen

Nein, der schwarze Streifen da unten war nicht ich. Der war da vorher schon.

Nein, der schwarze Streifen da unten ist nicht von mir. Der war da vorher schon.

Bei einem Kreativprojekt vor ein paar Tagen habe ich diese Pflanze geschaffen. Sie besteht auf Tape und klebt an einer weißen Wand. Irgendwann wird die Pflanze ein Baum sein.

Wachstum ist ein bisschen so ein Lebensthema von mir, glaube ich. Es ist mir total wichtig, selbst zu wachsen, und ich liebe es, andere Menschen zu Wachstum herauszufordern.

Das Bild eines Baumes für das Wachstum eines Menschen ist so faszinierend und erlaubt so viele Parallelen.

Worin schlägst du deine Wurzeln? Was sind die Nährstoffe, die du aufnimmst? Sei weise, denn du bestehst zu großen Teilen aus dem, was zu aufnimmst, sei es auf materielle oder immaterielle Sicht. Sind deine Wurzeln tief genug, um Widerstand und Widrigkeiten standzuhalten oder bist du leicht zu erschüttern und zu manipulieren? Wächst du an einem Fluss mit gutem Wasser oder eher in der Wüste? Und bringst du gute Frucht, bewirkst du etwas? Oder anders gesagt: „Multiplizierst“ du dich? Ich meine jetzt nicht nur in Bezug auf Nachkommen, sondern auch in Bezug auf die Auswirkungen deines Handelns und deiner Worte und auf die Weitergabe deiner Gaben und Kenntnisse. Das, was du hervorbringst und tust (die Blätter), gibt es dir Kraft (durch Photosynthese)? Sei weise, denn es fällt auf dich zurück: Die Blätter, die welken und zu Boden fallen, sind der Boden, auf dem du wächst, sind die Nährstoffe, die du aufnimmst. Und dein Stamm: Ist er stabil? Hält er alles in gutem Gleichgewicht, das Innerliche und das Äußerliche, dich selbst und was du tust, die Wurzeln und die Baumkrone? Hält er alles zusammen und geht es dir eher so, dass zwischen deinen Wurzeln und deiner Baumkrone die Verbindung fehlt? Zu viel Blätter auf zu wenig Wurzeln ist zerstörerisch, und zu viel Wurzeln auf zu wenig Baumkrone ist der reine Frust.

Oder anders: Die kleine Pflanze braucht Schutz, guten Boden, Licht und die richtige Menge Wasser, um zu wachsen. Ohne geht es nicht. Hat sie das nicht, wird sie entweder krüppelig oder geht ganz ein. Bekommt sie jedoch, was sie braucht, kann sie zu einem mächtigen Baum heranwachsen. Doch auch der ist nicht unverwundbar. Kriegt er nicht mehr genug Wasser und schlägt er seine Wurzeln nicht tief und stabil genug, ist ein machtvoll erscheinender Baum schnell mal vorüber, mehr eine heuchlerische Erscheinung als eine erhabene Macht. Und gefällt werden kann er sowieso immer.

Oder noch anders: Was ist deine Art, zu wachsen? Man kann keine wachsende Eiche dazu zwingen, eine Buche zu werden. Sie wird sterben, wenn man es versucht. Auch wenn kleine Sprösslinge irgendwie alle gleich aussehen (Laie, ich weiß), sind sie später doch total unterschiedlich und von ganz vielfältiger Relevanz. Und bist du eine Eberesche, macht es kein Sinn, eine Trauerweide werden zu wollen. Wenn du eine Rotbuche bist, versuche nicht, Mangos hervorzubringen. Jeder Baum hat seine ganz eigene Berechtigung und jeder Vergleich ist rational gesehen völliger Unsinn. Und jeder hat auch so sein ganz eigenes Umfeld, indem er aufgeht. Jeder Versuch, einer Baumart das Umfeld einer ganz anderen Art aufzuzwingen, ist vertane Zeit, vertane Arbeit und vertanes Potential.

Ihr seht schon, dieses Bild eines Baumes hat mich ziemlich begeistert. Aber hey – warum sagt man sonst: Ein Mann wie ein Baum? Ein reifer Mensch ist stabil wie ein Baum, bietet Schutz wie ein Baum, er bringt gute Früchte hervor und er ist einfach ein schöner Anblick.

Wenn ich groß bin, will ich genau so werden.

Was willst du?

Was willst du, Sina?, fragst du mich. Was willst du machen?

Ich will Menschen helfen, zu wachsen. Ich will etwas in Menschen bewegen. Ich will Fortschritte, Veränderungen sehen. Ich will Menschen herausfordern. Ich will sie konfrontieren mit sich selbst und mit der Wahrheit. Mein Wunsch ist es, dass Menschen wachsen und weiterkommen, nicht stehenbleiben, Dinge entdecken und verstehen, dass ihr Denken weiter wird, ihre Herzen liebender, ihre Seelen freier und klarer.

Ich will Freiheit bringen. Ich will Menschen Freiheit bringen, die getrieben sind von ihrer Sehnsucht nach Annahme und Sinn, die gefangen sind in ihrer Vergangenheit, in den Erwartungen anderer oder in ihren Fehlern. Ich will Menschen Freiheit bringen, deren Zuhause man wohl kaum ein solches nennen kann, die unter anderen leiden und langsam einen lebendigen Tod sterben.

Ich will lieben. Ich will dienen. Ich will das Wesen anderer Menschen nicht mit Härte beurteilen, sondern in Liebe annehmen. Ich will ihre Gedanken, Gefühle und Themen in Liebe betten und ihnen die Füße waschen. Ich will ihnen den Vater zeigen.

Ich will die Wahrheit Gottes aussprechen, ausleben, weitergeben. Nichts ist so gut wie er, nichts ist vergleichbar mit seiner Nähe. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott als durch Jesus und seinen Tod. Es ist keine Botschaft von „du sollst“ und „du musst“, sondern eine Botschaft der Liebe und Freiheit, und ich will sie hinaustragen und das Feuer in meinem Herzen weitergeben.

Ich will kämpfen. Ich werde kämpfen. Für das alles, für Liebe, für Leben, für Wahrheit. Ich bin dazu ausgewählt, eine Kriegerin, eine Anführerin zu sein. Selbst mein Name bedeutet Kriegerin. Trotzkopf, Sturheit, Durchsetzungsvermögen, Leiterschaft, immer willst du der Bestimmer sein – es gibt viele Facetten davon.

Das will ich. Das will ich machen.

Das werde ich machen.