Kleiner Ratgeber zu den Schattenseiten der Hochsensibilität

Du bist also hochsensibel. Und jetzt mal ganz ungeachtet der Frage, ob es Hochsensibilität überhaupt gibt – ich auch! Und mit uns ganz viele andere. Es hat seine Vorteile, so reizoffen zu sein. Wir sind einfühlsam, denken viel mit und wissen, was um uns herum passiert. Ich bin gerne hochsensibel! Es hat aber auch Schattenseiten. Ich will davon erzählen, was ich im Umgang mit diesen Schattenseiten gelernt habe. Könnte sein, dass manches davon für alle Menschen hilfreich ist. Und könnte sein, dass manches davon nur meine eigene Erfahrung ist und vielleicht nicht so allgemein gültig, wie ich das denke. Let me know.

1.) Zum Thema laut und hell und voll.

Ich glaube, das ist das Kernthema. Alles andere folgt daraus: Wir nehmen mehr Reize auf. Filtern weniger. Das führt dazu, dass es uns schneller zu laut ist als anderen. Schneller zu hell. Schneller zu irgendwas. „Abhärten“ bringt da übrigens gar nichts. Das ist wie der Touchscreen eines Smartphones. Den kannst du auch nicht abhärten. Der geht höchstens irgendwann kaputt. Und kaputt gehen willst du ja nicht, oder? – Mein Punkt ist: Strategien entwickeln.

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Der Mensch hinter der Krankheit

Wenn Freunde oder Verwandte psychisch krank werden, entstehen Fragen. Viele Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind. Und obwohl ich mit dieser Situation schon viele, viele Jahre Erfahrung habe, begleiten mich diese Fragen immer noch.

Zum Beispiel frage ich mich oft: Bist du das? Oder ist das die Krankheit? Wenn sich als Teil deiner Krankheit deine Gedanken verändern, wie viel von dem, was du sagst, bist du, und wie viel ist Krankheit? Und wenn ich dich kaum noch wiedererkenne – bist du da noch? Irgendwo hinter dieser ganzen Störung? Bist du da? Kannst du mich sehen?

Ich frage: Kannst du nicht oder willst du nicht? Könntest du, wenn du wolltest? Kannst du überhaupt wollen? – Es ist so schwer nachzuvollziehen, wie die einfachsten Dinge nicht mehr funktionieren. Wie ist es möglich, dass du das nicht hinkriegst? Natürlich bist du krank und stellst dich nicht einfach nur an. Aber auch ein Depressiver oder Ängstlicher kann sich anstellen. Wann ist es was? Wann kannst du wirklich nicht?

Ich frage mich: Verstehe ich dich oder verstehe ich dich nicht? Manchmal erzählst du von Dingen, die kommen mir bekannt vor. Und ziehst dann Schlussfolgerungen, die ich nicht verstehe. Meintest du dann auch dasselbe wie ich? Wie viel von dem, was du erlebst, kann ich nachvollziehen? Wo ist die Grenze?

Besonders häufig frage ich mich: Wie nah soll ich dich an mich heran lassen? Wie viel Nähe kann und will ich ertragen? Wie viel Distanz kann ich vertreten? Ist es in Ordnung, deine Krankheit schrecklich anstrengend zu finden und nur zu ertragen, weil ich den Menschen lieb habe, der irgendwo in dieser Krankheit versteckt ist?

Und auch: Darf ich sagen, was ich denke? Darf ich dir sagen, dass du gerade Dinge sagst, die für mich offensichtlich Quatsch sind? Darf ich es sagen, wenn ich denke, dass dir etwas helfen würde? Darf ich von meinen Problemen erzählen? Darf ich ehrlich darüber sein, wie anstengend deine Krankheit für mich ist? Darf ich einfach – ich sein? Oder sollte ich mich lieber zurückhalten?

Ich kann sie nicht ein für alle Mal beantworten, diese Fragen. Ich muss mich immer wieder neu mit ihnen beschäftigen. Mit jeder Situation.

Ich glaube, was ich eigentlich sagen will – und das geht raus an alle, die auch jemanden lieb haben, der psychisch krank ist – ich glaube zutiefst, dass es in Ordnung ist, diese Fragen zu stellen. Du bist nicht allein. Mir geht es genauso, und mit uns beiden noch so vielen anderen.

Ein Einvernehmen

„Oh man, das ist alles so viel, so groß, ich weiß nicht, ob ich das alles hinkriege. Ich fühle mich dem irgendwie nicht ganz gewachsen. Was für eine krasse Herausforderung. Oh man, ich werde so auf die Fresse fliegen. Hilf mir, wenn ich auf die Fresse fliege!“

„Ja, Sina, du wirst auf die Fresse fliegen. Und ich werde dir helfen.“

Und ich bin bei diesem Dialog so seltsam ruhig und gelassen, fühle mich völlig sicher, weil ich die tiefe Gewissheit habe, dass du dein Wort halten wirst. Ich werde Sachen falsch machen und versagen, und du wirst mir helfen, und alles wird gut sein. So funktioniert das.

Schenk-mir-was-Guide

Falls mir mal jemand was schenken will und nicht so wirklich weiß, was mir gefällt, darf er oder sie sich gerne nach diesem Guide richten. Er ist so ausgelegt, dass er länger funktioniert. Die Reihenfolge hat nichts zu sagen.

Idee 1: Bücher

Gute Idee! Da muss man allerdings auch so ein bisschen Bescheid wissen. Keine Krimis oder Thriller, kein Fantasy, kein Horror. Science Fiction nur, wenns echt überzeugend ist. Romane sind immer gut! Aber bitte nichts, was im zweiten Weltkrieg spielt. Diese Bücher sind mir zu anstrengend. Sonst: Was ihr denkt, was mir gefallen könnte. Wenn man die No-Gos von oben beachtet, kann man gar nicht mehr so falsch liegen. Übrigens: eBooks sind auch gut. Allerdings nicht von Amazon, weil ich kein kindle habe. Besonders englische Literatur ist als eBook cool, weil man durch längeres Draufhalten aufs Wort übersetzten kann – echt komfortabel. Hörbücher sind übrigens auch was ganz tolles!

Idee 2: Schmuck

Immer her damit! Am meisten trage ich Ohrringe. Da bin ich auch am meisten am experimentieren. Ketten sind auch gut, wobei ihr bei denen schon sicher sein solltet, dass mir die gefällt. Armbänder trage ich kaum, Ringe auch nicht. Aber Ohrringe sind toll!

Idee 3: Taschen

Wenn ich in irgendeiner Hinsicht dem Klischee einer Frau entspreche, dann bei Taschen. Ich liebe Taschen und ich habe immer zu wenig. In allen Größen benötigt. Nur her damit. Und solange sie nicht direkt nur nach Oma aussieht, habe ich da einen breiten Geschmack.

Idee 4: Badezusätze

Ich bade ab und zu echt gern, aber mein Taschengeld ist mir zu schade für die ganzen schönen Dinge, die man da noch so ins Wasser tun kann und die das alles schöner machen. Aber wenn man die geschenkt bekommt?

Idee 5: Musik

Ich bin unfähig, neue Musik zu finden, also dürft ihr mir ruhig helfen. Solange ihr Rap, HipHop und Soul vermeidet, bin ich sehr offen. Ich mag zum Beispiel Rock. Ihr wollt Bands als Anhaltspunkte? Einige Bands, die ich manchmal echt gern höre: The Afters, Relient K, Silbermond, Coldplay, Kutless, Lindsey Stirling, PianoGuys … Ich hab übrigens ein erhebliches Defizit an instrumentaler Musik. Helft mir ruhig aus.

Idee 6: Notizbücher

Notizbücher sind eine Leidenschaft von mir und werden ziemlich wahrscheinlich auch wirklich vollgeschrieben. (Okay, außer vielleicht sie sind kleiner als DIN A6-Format.) Damit seid ihr dann wirklich auf der sicheren Seite. :-)

Was sonst noch gut geht:

Blumen | Tücher | Kerzen | Künstlerbedarf (ruhig nachfragen, wo ich da gerade auf dem Trockenen sitze) | Kissen | Gutscheine (z.B. bei buecher.de. Da kaufe ich mir immer meine eBooks.) | Nagellack | Süßigkeiten | Kamera | Musikanlage | Abitur | Führerschein | Wohnung | eigenes Auto …

Vorsicht mit:

Deko. Dekorieren ist etwas, was mir ganz gut liegt, wo ich einen ganz eigenen Geschmack habe. Also lieber nur schenken, wenn ihr meinen Geschmack gut einschätzen könnt. Ansonsten lieber in eine andere Richtung gehen. Zu Deko gehören Souvenirs, Figuren, Fotorahmen, Kisten und Kästchen, Magneten, Lampen, all sowas eben. Allgemein alles, dessen Sinn hauptsächlich darin liegt, schön auszusehen.

Schlüsselanhänger. Ganz ehrlich? 60% aller Schlüsselanhänger dieser Welt sind potthässlich und weitere 35% okay, aber trotzdem nicht so, dass ich sie verwenden würde. Auch das ist wieder kein No-Go, sondern eher ein „Überlege gut, was bei Sina wohl zu den letzten 5% gehört!“.

Falls irgendjemand der Meinung sein sollte, man könnte mir mal Wein oder Sekt schenken, ich bin ja jetzt auch 16 – Nein. Einfach nein.

Also dann.

Jetzt wisst ihr Bescheid. :-) Die Liste ist keinesfalls vollständig und ganz persönliche Geschenke sind bei mir ganz hoch im Kurs. Der Guide ist also nur ne kleine Hilfe, die Sicherheit geben soll und dir auf die Sprünge helfen soll, wenn du gerade ideenbefreit bist. Er soll sozusagen die Trefferquote erhöhen. ;-)

Liebe Grüße an euch liebe Leute,
Sina