Es ist nicht okay

Texte aus einer schweren Zeit 2/4

Auf einer Trauerfeier vor ein paar Tagen wurde ein Lied gesungen, in dessen Bridge der Satz „Things are not okay right now“ einige Male wiederholt wurde und das hat so gut getan. Auch vorher schon kam es im Lied vor: „Things as they are are not okay“. Irgendwas daran, das auszusprechen, auszusingen, war befreiend. Warum?, habe ich mich gefragt. Warum tut das gut?

Die Hände, die mein Herz geformt haben, waren gut.
Der Ort, an dem mein Herz geformt wurde, war gut.
Die Welt, in der dieses Herz jetzt lebt, ist nicht gut
und ich bin nicht für hier gemacht.

Ich bin gemacht für einen anderen Ort. Jedes Menschenherz ist gemacht für einen anderen Ort. In uns ist die Sehnsucht nach einer guten, heilen und gerechten Welt. Die Welt war mal so. Seit Adam, Eva und der Schlange ist sie nicht mehr so.

Und das ist nicht okay.

Mein Herz, das – seit es Gott kennen gelernt hat und das erste Mal einen Hauch Himmelsluft riechen durfte – so oft Heimweh nach dem Himmel hat, es weiß, was richtig und gut ist und was nicht. Mein Herz, das für Wahrheit gemacht ist, es muss es endlich mal aussprechen dürfen:

Es ist nicht okay.
Es ist nicht okay, dass Menschen sterben.
Es ist nicht okay, dass Menschen immer wieder krank werden.
Es ist nicht okay, dass ein Mensch einen anderen verletzt.
Es ist nicht okay, dass Beziehungen und damit auch Herzen zerbrechen.
Es ist. Nicht. Okay.

Mein Herz muss es aussprechen dürfen, weil all dies Dinge sind, die mein Herz an einen sehr finsteren Ort gebracht haben. Viele Worte sind bis an diesen Ort gekommen, um meinem Herz zu raten, und einige Stimmen davon sagten:

Du musst akzeptieren. Du musst vergeben. Du musst loslassen. Du musst weitergehen.

Ich weiß, dass das stimmt. Aber vor dem allem fehlt noch etwas: Vorher muss Licht ins Dunkel. Vorher muss ich Wahrheit aussprechen. Vorher darf, nein, muss mein Herz sich erheben und sagen:

Nein, ich bin nicht Gott, aber ich kenne ihn. Nein, ich war nicht im Himmel, aber ich habe eine Ahnung von ihm. Und weil ich diesen guten Gott kenne und von diesem guten Ort eine Ahnung habe, deswegen darf ich sagen: So, wie es gerade ist, ist es nicht okay. Es ist nicht so, wie es sein soll. Alles was wahr, gerecht und gut ist, kann das nicht akzeptieren.

Und weil ich die Bibel bis zum Ende gelesen habe, weiß ich auch, dass es so, wie es ist, nicht dauerhaft akzeptiert werden wird.

Erst darin ist Frieden. Ist Zuflucht. Es wird nicht immer so sein, aber hier auf dieser Erde, hier ist es so. Deswegen beginne ich, es zu akzeptieren. Bald werde ich vergeben können. Bald werde ich loslassen können. Bald werde ich weitergehen können. Und dann wird es für mich okay sein.

Alle Texte aus einer schweren Zeit

An die Mörder

Leute, wacht auf! Augen auf! Schaut doch hin, was ihr tut!

Ja, ist mir klar, dass ihr das nicht wolltet und nicht so genau darüber nachgedacht habt. War doch nur Spaß, na sicher. Für euch war es vielleicht Spaß. Aber für sie nicht. Ja, ihr, ihr seht immer nur auf euch. Seid bequem. Schaut nur vor das Gesicht und nicht mal in die Augen, geschweige denn ins Herz. Menschen, die mit euch nicht auf einer Wellenlänge sind, werden runtergemacht.

Wisst ihr denn nicht, was für eine verdammt vernichtende Macht eure Worte haben können, und wenn sie noch so klein, witzig und unscheinbar zu sein scheinen?

Wisst ihr denn nicht, dass das das Problem mit Menschen, die euch „nerven“, nicht in deren Art liegt, sondern in eurer Unfähigkeit, mit ihnen angemessen umzugehen?

Wisst ihr denn nicht, dass es jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten verdient, in Würde und Ehre behandelt zu werden?

Ihr tötet! Versteht das doch! Mit jedem kleinen Kommentar, mit jedem abschätzigen Blick, mit jedem lästernden Wort tötet ihr sie. Ihr foltert sie langsam und qualvoll zu Tode. Ihr löst in ihr einen Schmerz aus, mit dem sie nicht umzugehen weiß, mit dem niemand umzugehen weiß.

Ich weiß. Keiner hat es leicht in dieser Welt, und ihr wurdet selbst auch verletzt. Das ist nur eben keine Lizenz dazu, dasselbe zu tun. Auch ihr verdient Würde und einen ehrenvollen Umgang. Also gebt ihn! ALLEN!

Das ist nicht meine Sicht der Dinge, dass es auch dämliche und bescheuerte Leute gibt, die keine Wertschätzung verdienen. Wenn ich die Welt ansehe, sehe ich tolle, fantastische und bezaubernde Geschöpfe mit einem Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit, von denen keiner getötet werden soll. Keiner. Keiner. Überhaupt gar keiner. Ihr nicht und sie nicht.

Hab ich mich klar ausgedrückt?