Eine entdramatisierte Liebeserklärung

Eine Antwort auf die melodramatischen Liebesfilme und Liebeslieder und Liebesromane und Liebessonstwasse der Popkultur.

Weißt du, ich glaube, ich brauche dich nicht. Nicht in dem Sinne, dass ich abhängig von dir bin. Wenn du dich jetzt auf der Stelle umdrehen und gehen und mich nie wieder sehen wollen würdest, wäre ich wahrscheinlich ziemlich traurig, enttäuscht, vielleicht auch wütend. Ich müsste vermutlich ein paar Tage (oder auch Wochen) damit zubringen, meinen Selbstwert wieder aus dem Keller zu zerren, aber auch das würde ich überleben. Ja, ich glaube, ich könnte danach sogar ein ganz wunderbares Leben haben. Ich würde andere Männer kennen lernen und vielleicht einen fürs Leben, der nicht du bist.

Und nein, du bist nicht der eine fehlende Teil von mir auf dieser Welt, der mich erst zu einem ganzen Menschen macht. You don’t complete me. Auch als Single zähle ich schon voll, bin ich schon ganz. Ich verspreche mir von dir kein ewiges Glück. Wie unmenschlich, diese Erwartungshaltung an jemanden anzusetzen. Du wirst nicht alles ausfüllen, was in mir manchmal einsam und leer ist, auch wenn sich das vielleicht ein paar verliebte Monate lang so anfühlt. Genauso wenig werde ich es schaffen, dein Leben dauerhaft bunt und leicht zu machen. Das kann ich nicht. Ich bin ja einfach nur ich.

Es ist etwas ganz anderes, von dem ich reden möchte. Nicht das brauchen, verzehren, vervollständigen.

Ich rede davon, dass ich dich liebe.

Ich liebe das Spiel deiner Mimik. Ehrlich, darin kann ich mich verlieren. Vor allem dein Lachen mag ich. Du lachst so gerne, und ich liebe das. Auch, worüber du alles lachen kannst. Das ist wie eine neue Welt, die ich so vorher noch nicht kannte. Und ich lasse sie mir gerne von dir zeigen. Komisch, so etwas über einen Mann zu sagen, aber du bist so … schön. Man, sehen manche Männer verboten gut aus, und du ganz besonders. Wie soll man sich denn da normal benehmen?

Ap­ro­pos normal: Normal bist du sicher nicht. Du faszinierst mich. Du faszinierst mich, weil du so anders bist als ich und doch wieder so ähnlich. Mit dir zu reden, bei dir zu sein, das ist einfach alles andere als langweilig. Ich könnte dir Stunden zuhören, Stunden und Tage, und wenn ich ehrlich bin, würde ich das auch gerne mal machen. So dauerhaft, meine ich. Jeden Tag. Ich wünsche mir, Tag für Tag die Frau an deiner Seite zu sein. Die eine, die du wunderschön und bezaubernd und die deine nennst. Die eine, mit der du auf Abenteuerreisen gehst. Die treu zu dir steht. Mit dir kann ich so viel Spaß haben, und ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn das an Regelmäßigkeit zunimmt.

Auch so Berührungen. Immer nur Zufall und Hallo-Tschüss-Umarmungen – ich finde, das hat Ausbaupotential. Viel Ausbaupotential. Es reicht schon, dass man in Bildergalerien die Schönheit nicht berühren darf, da will ich das doch wenigstens bei dir dürfen. „Wenigstens“ ist gut. Das wäre etwas unfassbar Großes für mich.

Du darfst mich übrigens auch häufiger mal ansehen. So ganz direkt. Ich mag das echt gern, wenn dein Blick auf mir ruht. Ich liebe das, wer ich in deinen Augen bin. Genau die will ich sein. Weißt du, dein Leben und mein Leben, das könnte ruhig ein kleines bisschen mehr unser Leben werden. Ein kleines bisschen viel mehr. Du bist so wundervoll. Mehr von dir bei mir, das wäre ein Traum. Und andersrum wäre es ein Grund für eine unvergleichliche Party in meinem Herzen, wenn du dir auch mehr von mir bei dir wünschst.

Weißt du, das ist das, wovon ich rede. Von dir. Ich liebe dich.

Sofern diesbezüglich eine Grundlage der Gegenseitigkeit vorliegt – wäre es für dich denkbar, da einige weiterführende Vereinbarungen zu engerem Zusammenleben zu treffen? Ja?

Man, ich liebe dich, ich liebe dich, Junge. Nein, ich brauche dich nicht. Nein, du wärst nicht meine Erfüllung oder mein ewiges Glück. Doch, ich würde schon über dich hinweg kommen. Und trotzdem. Trotzdem wäre das einfach schön, so mit dir. Ich will das.

Du auch?

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Disclaimer an meine Freunde aus echt: Diesen Text veröffentliche ich ohne konkreten Adressaten. Fühl dich also bloß nicht aus Versehen angesprochen. Nur, dass das hier keine merkwürdigen Situationen ergibt. Will doch keiner.

1 + 1

1 + 1 = 2

Meistens.
Nur bei manchen ist das anders. Da wird aus eins und eins eins. Eine Geschichte, ein Humor, ein Weg, Gedanken im Einklang, zwei Menschen im Gleichklang. Stehen voreinander, die Masken sind weg und sehen uns an. Die Augen, sie sagen, wer wir sind, in uns und du und ich und alles dazwischen, sehen sich an und ein Blick ist ein Kompliment, ein Ich-mag-dich, ein schön-dass-du-da-bist. Wissen voneinander, übereinander, wissen nach ein paar Sekunden die Stimmung, weil wir uns lesen lernen, mehr und mehr. Es ist ein Herzen öffnen, immer wieder sich suchen, um sich neu zu finden, weil man es sich wert ist.

1 + 1 ist 2, und es sich zwei Welten, zwei Lebensgeschichten, zwei Mal andere Stärken und Schwächen, und doch, manche Zeiten gibt es, das sind 1 und 1 mehr 1 als 2.

Geh weg

(Habe letztens diesen Text wiedergefunden. Hach ja, das weckt Erinnerungen … )

Geh weg, Junge, denn du störst meine Gedanken.
Geh weg, denn ich habe keine Lust, mich mit dir zu beschäftigen.
Geh weg, denn ich mag dich.
Geh weg, denn bei mir ist kein Platz für deine raumfüllende Person.
Geh weg, denn ich will nicht darüber nachdenken, was du von mir denkst.
Geh weg, denn du bist mir viel zu wichtig.
Geh weg, denn das ist mir alles viel zu kompliziert.
Geh weg, denn ich hab dich nicht eingeladen.
Geh weg, denn –

Komm her, und nimm mich bittebitte in den Arm.

Sockel-Menschen

(Aus aktuellem Anlass diesen Text vom 02. August 2013.)

Ich sehe dich.
Du hast etwas an dir, was mir fehlt.
Du hast eine Beziehung zu Menschen, die ich nicht habe.
Du trittst auf eine Weise auf, die ich nicht beherrsche.
Dann schaue ich zu dir auf, bewundere dich, und stelle dich wie auf einen Sockel.

Wenn ich dich sehe, achte ich darauf, wie ich mich verhalte. Wenn ich mit dir rede, freue ich mich, weil du mir Aufmerksamkeit gibst. Ich beobachte dich, wie du bist, was du tust, und irgendwie will ich dir gefallen.

Und wenn ich das realisiere, das bemerke, ist es mir peinlich. Ich will das nicht. Du bist ja auch ein Mensch, der auch Gefühle, auch Fehler und auch Zweifel hat. Müssten wir da nicht zumindest annähernd auf einer Ebene stehen?

Aber ich weiß nicht, wie das geht. Wie kann ich in dir einfach dich sehen? Ein liebenswerter Mensch mit Fehlern, einer wie ich. Wie kann ich mit dir umgehen, sodass es passt? Weder abwertend noch verehrend. Wie kann ich mich von diesem Sockeldenken lösen, das in mir Wurzeln geschlagen zu haben scheint, und eine entspannte Einstellung zu dir entwickeln? Ohne es auf deine Aufmerksamkeit und Wertschätzung anzulegen.

Einfach nur ich und einfach nur du. Sonst nichts. Zwei Menschen, zwei Garnituren Stärken, zwei Garnituren Schwächen. Einer wie der andere, frei von Hierarchie und Rangordnung. So soll es sein, oder?

Ich finde nur den Weg dahin nicht.

Freistundengespräch

(Anmerkung: Dieses Gespräch hat sich in einer Freistunde vor den Ferien fast genau so zugetragen. „Sie“ ist eine 16-jährige Bekannte von mir, mit der ich einige Kurse habe.)

Sie: „Boah, ich hab letztens meinen Ex-Freund in der Stadt gesehen. Wie der aussieht! Bin ich eigentlich die ganze Beziehung lang besoffen gewesen?!“
Ich: „Wie lange wart ihr denn zusammen?“
Sie: „Acht Monate. Und er hat nach zwei Wochen angefangen, mich zu betrügen! Ich hab ihm anscheinend nicht das gegeben, was er wollte. Hat er halt Pech gehabt.“
Ich: „Krass. Seit wann weißt du, dass er fremdgeht?“
Sie: „Das haben mir alle schon die ganze Zeit gesagt. – Letztens hab ich rausgefunden, dass er schon in unser Beziehung mit Drogen angefangen hat. Der Kerl ist so eine Katastrophe.“

5 Minuten Gespräch über irgendeine Belanglosigkeit später.

Sie: „Und damals hab ich mich dann ja auch mit meiner besten Freundin zerstritten. Weißt du überhaupt, wie das passiert ist?“
Ich: „Nö.“
Sie: „Alex* hatte sich gerade getrennt und meine Ex-beste Freundin hatte es halt voll auf den abgesehen. Die kann aber gar nicht flirten und wollte ihm Zeit lassen. Die ist sowieso die Jungfrau schlechthin, hahaha! Und als ich dann mit ihm geschlafen habe, ist sie voll ausgerastet. Pff. Ich weiß gar nicht, was ich falsch gemacht habe! Er war doch nicht vergeben?! Aber ist mir auch egal. Ich wusste eh, dass sie ne Bitch is. Und ihr Jungengeschmack ist auch voll verirrt.“

Ahhh! Kann mich bitte irgendjemand sofort hier raus holen?

Und vor allem: Kann bitte irgendjemand sie sofort da raus holen?

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*Name geändert