Schlicht unverfälscht

Nicht genau so passiert.

„Hast du dich eigentlich schon mal geschminkt? Ich meine – so richtig?“, fragt die eine Frau, in der ich irgendwie immer noch nur eine älter gewordene Teenagerin sehen kann.
„Nein“, antworte ich wahrheitsgemäß. Meine Schminkerfahrungen beschränken sich auf Wimperntusche, Kajal, Concealer und Puder.
„Willst du mal so richtig geschminkt werden?“
„Okay“, antworte ich. Schaun wir mal.

Eine ganze Weile lang trägt sie verschiedene Mittel auf mein Gesicht auf, überlegt und vertuscht und hebt hervor, versucht nachzubessern und zu verändern. Schließlich ist sie so weit, schiebt mich vor den Spiegel. Stolz betrachtet sie ihr Werk.
„Schön“, sage ich. Und fremd, füge ich in Gedanken hinzu. Ganz fremd.

Ich gehe wieder auf mein Zimmer und schaue mich eine Weile im Spiegel an. Versuche, mich daran zu gewöhnen. Dann gehe ich zum Waschbecken und mache alles weg, die aufgetragene Veränderung, das Schönheitsideal, an das ich angepasst wurde, den ganzen Kram, der meine Haut kaputt macht, all das wasche ich ab, wasche ich weg. Mein Spiegelbild sieht wieder aus wie ich, ganz unverzerrt und ehrlich, die Macken und Kanten wieder offen und ungeschliffen, auf dass sich ruhig alle daran stoßen.

Als ich zum Abendessen komme, nimmt sie enttäuscht zu Kenntnis, dass ich ihre ganze Arbeit zerstört habe. „Fandest du es denn nicht schön?“

„Doch, es war schon schön“, antworte ich. „Aber ich mag mich so lieber.“

Was ich schön finde

Persönliches Nein hierzu:

1. Lippenstift. Ganz ehrlich: Lippen haben Lippenfarbe zu haben. Wenn man diese ein wenig abändert – okay, kann ich mich mit anfreunden. Aber knallrot, babyrosa oder gar schwarz? Finger weg, bitte.

2. Colour-Blocking. Damit meine ich jetzt die Version, bei der man einfach nur Hinguckfarben anzieht, (die finde ich cool,) sondern die Version, wo sich alles schön beißt. Ich mag einfach nicht, wenn das nicht passt! „‚Augenkrebs“, haben wir früher gesagt. Vielleicht etwas zu gemein ;-)

3. Richtig hohe Schuhe. Ich gebe zu: Es gibt Frauen, die das tragen können und damit echt gut laufen können! Aber die allermeisten schwanken darauf rum wie ich früher auf Stelzen oder laufen wie ein Storch. Und das ist dann eher gut für die Belustigung anderer als für die eigene Schönheit ;-)

Persönliches Ja hierzu:

1. Selbstgemachte und selbstumgestaltete Sachen. Dafür! Werdet kreativ, malt eure Hosen an, schneidet was ab, näht was um, strickt euch was, wie auch immer. Gerade das Anmalen von Hosen finde ich einfach mega gut. Ich mag einfach dieses persönliche und kreative daran.

2. Frisuren. Ich mag einfach das Gestalten von Haaren. Ob Dreads (Dreads! <3), kreative Dutts, Zöpfe oder sonstige Frisuren und allen erdenklichen Formen – toll! Ich finde es echt schade, wie gleich und einheitlich viele Mädels aussehen. Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, und trotzdem sehe ich fast nur schräges Pony, Seitenscheitel, etwas stufig und lang. Traut euch was!

3. Seelenstyling und -hygiene. Das klingt wieder so floskelmäßig, aber Schönheit ist nun mal keine reine Aussehenssache, sondern hat so viel mit den zu tun, was von innen kommt. Und wenn eine Frau von innen heraus schön ist, verkrafte ich auch schwarzen Lippenstift, einen gelb-lila Pulli und einen Gang wie bei Hochsee. ;-)

Keine Angst, ich werde das hier NICHT (niemals! bloß nicht!) zu so einem Mode-Lifestyle-Irgendwas-Blog machen. Das war nur so ein kleiner Exkurs. Meine Meinung zum Thema Mode generell lasse ich bei meinem Vorausblick auf das Modejahr 2014 durchscheinen. (Achtung! Leichte Anflüge von Sarkasmus und Ironie sind zu berücksichtigen!)